Beschreibung
Die französische Intervention und das zweite mexikanische Kaiserreich unter Maximilian von Habsburg (1862-1867) hinterließen tiefe Spuren in der mexikanischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Auch wenn die Ereignisse in der deutschsprachigen Literatur weit weniger Aufmerksamkeit erregten, nahmen auch in ihr zahlreiche Autoren Stellung. Insbesondere die Trivialliteratur nahm sich mit Vorliebe des Themas an und ideologisierte es. Die Studie blickt hinter die bekannten Werke von Fernando del Paso, Franz Werfel und Rodolfo Usigli, hinter die etablierte Geschichtsschreibung Conte Cortis, um aufzuzeigen, dass die Rezeption von einem Konglomerat aus akademischer und populärer Historiographie, Memoirenliteratur und Fiktion besteht, die nur zu oft voneinander abschreiben. Die Grenzen zwischen den Gattungen verschwimmen und die von allen Genres geformten Bilder und Spiegelbilder vom Eigenen und Fremden erweisen sich als manipulierende Konstrukte. Es kann anhand einer konkreten Episode aufgezeigt werden, dass Geschichte ein dynamisches und kaum faktenbezogenes Phänomen ist, das immer neue Realitäten erschafft.
Inhalt
Vorbemerkungen
Einleitung
1 Geschichtlicher Überblick
1.1 Vorbereitung, Verlauf und Ende von französischer Intervention und Kaiserreich
1.1.1 Die politische Situation in Mexiko vor dem Kaiserreich
1.1.2 Die ersten Bemühungen um Maximilian von Habsburg
1.1.3 Das Londoner Abkommen
1.1.4 Die Intervention bis zur ersten Schlacht um Puebla
1.1.5 Von der Schlacht um Puebla bis zur Belagerung Pueblas und der Etablierung des Kaiserreichs
1.1.6 Die Bemühungen um Maximilian von Habsburg und das erste Thronangebot im Jahr 1863
1.1.7 Von Miramar nach Mexiko
1.1.8 Ankunft in Mexiko
1.1.9 Maximilians erste Regierungszeit: Ansprachen, Dekrete und Reisen
1.1.10 Die Kirchengüterfrage, der Konflikt mit dem Vatikan
1.1.11 Die militärische Lage, die Konflikte Maximilians mit Frankreich
1.1.12 Die ersten Eingriffe der USA
1.1.13 Das Dekret vom 3. Oktober 1865
1.1.14 Der Rückzug des französischen Heers
1.1.15 Die Dekadenz des Kaiserreichs
1.1.16 Charlottes Reise nach Europa
1.1.17 Die Abdankungskrise
1.1.18 Die Belagerung Querétaros
1.1.19 Der Fall López
1.1.20 Gefangenschaft und Fluchtversuche
1.1.21 Der Prozess
1.1.22 Die Hinrichtungen auf dem Cerro de las Campanas
1.1.23 Der Weg des Leichnams Maximilians nach Österreich
2 Die Interpretationslinien der mexikanischen und der deutschsprachigen Geschichtsschreibung
2.1 Französische Intervention und Kaiserreich in der mexikanischen Geschichtsschreibung
2.2 Französische Intervention und Kaiserreich in der österreichischen Geschichtsschreibung
2.3 Politisch orientierte deutschsprachige Essayistik
3 Memoirenliteratur zu Intervention und Kaiserreich im deutschsprachigen Raum und in Mexiko
3.1 Vorgeformtes Erinnern
3.2. Das Ende der Geschichte
3.3 Die Parameter der Erinnerung
3.4 Die Erinnerungen der Gräfin Paula Kollonitz
3.5 Die Erinnerungen und Streitschriften Samuel Baschs und Felix Salm-Salms
3.6 Erinnerungen aus dem österreichischen Freiwilligenkorps4
3.7 Die Erinnerungen Fürst Khevenhüllers und Ernst von Pitners
3.8 Erinnerungen aus anderen Perspektiven: Karl von Gagern, Schmit von Tavera und Maximilians Gärtner
3.9 Das Einsetzen der Erinnerung in Mexiko
3.10 José Luis Blasios Maximiliano íntimo
3.11 Die Erinnerungen Concepción Lombardo de Miramóns
3.12 Juan de Dios Peza zwischen Gedächtnis und Fiktion
4 Die Rezeption auf dem Theater
4.1 Die französische Intervention und das Kaiserreich Maximilians im mexikanischen Theater des 19. Jahrhunderts
4.1.1. Das mexikanische Theater während Intervention und Kaiserreich
4.1.2 Die dramaturgische Rezeption in Mexiko nach 1867
4.2 Die französische Intervention und das Kaiserreich Maximilians im deutschsprachigen Theater
4.2.1. Die Rezeption vor Franz Werfel
4.2.2 Franz Werfels Juarez und Maximilian
4.2.3 Fritz Helkes Schauspiel: ein nationalsozialistischer Maximilian?
4.3 Die Maximilianmode auf dem mexikanischen Theater
4.3.1 Von Werfel zu Usigli
4.3.2 Usiglis Corona de sombra
4.3.3 Die Rezeption nach Corona de sombra
5 Intervention und Kaiserreich in der poetischen Dichtung
5.1 José Zorrillas El drama del alma
5.2 Gelegenheitsdichtung um die Ankunft des Herrscherpaars in Mexiko
5.3 Guillermo Prieto
5.4 „Adiós, mamá Carlota“
5.5 Konservative Dichtung: Luis Pastor und Ipandro Acaico
5.6 Maximilian als Dichter und das Kaiserreich in der deutschsprachigen Dichtung des 19. Jahrhunderts
6 Intervention und Kaiserreich in der Erzählliteratur Mexikos und des deutschsprachigen Raums
6.1 Vorbemerkung
6.2 Das Thema in der mexikanischen Narrativik des 19. Jahrhunderts
6.2.1 Das Projekt Ignacio Manuel Altamiranos einer neuen mexikanischen Nationalliteratur und seine erzählerischen Folgen
6.2.2 Ein Vorläufer: La Hija de Oaxaca
6.2.3 Der Kanon mexikanischer Erzählliteratur um Intervention und Imperium,
Teil 1
6.2.4 Der Kanon mexikanischer Erzählliteratur um Intervention und Imperium,
Teil 2
6.3 Das Thema in der deutschsprachigen Narrativik des 19. Jahrhunderts
6.3.1 Mexiko, Maximilian, das Imperium und die Intervention im Kolportageroman
6.3.2 Friedrich Gerstäckers In Mexiko, Karl Mays Waldröschen und Adda von Liliencrons Bis an die Grenze
6.4 Das Thema in der deutschsprachigen Narrativik des 20. Jahrhunderts vor 1990
6.5 Fernando del Pasos Noticias del Imperio und seine Vorgänger
6.6 Maximilians Imperium in der deutschsprachigen Narrativik nach Fernando del Pasos Noticias del Imperio
6.7 Die galería de lo infame
6.7.1 Nach 1990 in Mexiko publizierte Romane und Erzählungen zum Themenkreis französische Intervention und zweites Kaiserreich
6.7.2 Taibo II – Zagal – Quirarte
Zusammenfassung
Bibliographie