Beschreibung
Verbal und optisch formulierte Schritte entlang der Farbe Weiß. Weiß als Linie und Orientierung einerseits, als Sinnbild für Unschuld und Reinheit andererseits.
Die Körperlichkeit im Fokus und immer wieder, ausgehend von einem Ereignis in der Kindheit, das lange nicht verarbeitet werden konnte, die autobiografische Spur.
Ihr folgend begibt sich die Fotokünstlerin Brigitte Tast auf Recherche-Reisen in ihre Heimat und Vergangenheit. Liest Literatur zum emotional besetzten Schmerzens-Trio Sexualität, Gewalt und Missbrauch, führt lange Gespräche und durchstöbert eigene Aufzeichnungen.
Für die künstlerische Umsetzung dieser vielfältigen Eindrücke nutzt sie eine spezielle Form, die Montage. Kombiniert Texte mit Zitaten und verknüpft diese zusätzlich mit etwa 180 assoziativen Schwarzweiß-Fotografien zu einem aufschlussreichen, manchmal irritierend offenen, individuell gestalteten Buch.
Autorenportrait
Brigitte Tast
Bereits während ihres Grafik-Studiums (FH Hildesheim) wurde für Brigitte Tast die Fotografie - auch durch ihren Fachdozenten Umbo - zu einem besonders lebensnahen Ausdrucksmittel. Gerade ihr narrativer Umgang mit diesem Medium ermöglicht ihr, eigentlich Privates fotografisch umzusetzen. Gelebte physische und psychische Erfahrungen wurden so zu einem wesentlichen Teil ihrer künstlerischen Arbeit.
Noch in der Filmklasse der HBK Braunschweig (Meisterschülerin bei Prof. Gerhard Büttenbender) veröffentlichte sie zusammen mit Hans-Jürgen Tast erste Foto-Text-Kombinationen in der eigenen Publikations-Reihe „Kulleraugen“. Im Herbst 2011 erschien ihr Buch „Die Hüterin des Weiß“.
Rezension
„Als wahre Wort- und Bildkünstlerin setzt sie sich mit ihren Erlebnissen auseinander und breitet sie vor den Augen der BetrachterInnen aus. Die subtile Erotik mancher Aufnahmen irritiert und fasziniert zugleich. Und so schillern auch die Texte: Das Verstörende wird auf eine betörende Weise verarbeitet.“ (Christine Stark, FAMA, Nr.1/2012)
„Brigitte Tast ist eine Grenzgängerin, die Texte und Fotos ebenso performanceartig verbindet wie die Sujets ihrer Fotos. Sie brilliert mit aufregend verspielten und dennoch klaren Aktportraits und irritiert mit melancholisch anmutenden Objekt-Assamblagen im Stillleben-Stil. Aus diesen, von ihr ernst, streng und ebenso virtuos vermengten Erzählsträngen hat sie ihr jüngstes Buch ‚Die Hüterin des Weiß’ geformt. 408 Seiten ist das Werk schwer.“ (Heinz Thiel, www.keineangstvorkunst.de)
"Brigitte Tast ist eine Grenzgängerin, die Texte und Fotos ebenso performanceartig verbindet wie die Sujets ihrer Fotos. Sie brilliert mit aufregend verspielten und dennoch klaren Aktportraits und irritiert mit melancholisch anmutenden Objekt-Assamblagen im Stilleben-Stil.
Aus diesen, von ihr ernst, streng und ebenso virtuos vermengten Erzählsträngen hat sie ihr jüngstes Buch „Die Hüterin des Weiß“ geformt. 408 Seite ist das Werk schwer. Leicht wirken dabei im Grunde nur die Fotos, weil sie die Schwere des Schwarz vermeiden.
Das Buch ist eine Recherche am eigenen Leben, voll von biographischen Verweisen, die ausreichend anonymisiert wurden, so dass sich jeder in sein eigenes Leben hinein liest." (Heinz Thiel)
"Es gibt Bücher, an denen man lange liest; an manchen muss man sogar intensiv kauen, ehe man sie schlucken kann. In solchen Fällen wird vermutet, dass es sich um ein vom Stil oder von der Story her eher langweiliges Buch handelt. Nur wer sich durchgebissen hat, weiß, dass das meistens nicht zutrifft.
Die Fotografin und Autorin Brigitte Tast hat ein 407 Seiten umfassendes Buch ediert, an dem ich schon seit nahezu einem Jahr lese: „Die Hüterin des Weiß“. Verknüpfe ich den Titel mit meiner langen Lesedauer, dann wird mir klar, warum ich nicht weiter komme – am Weiß kann man nicht entlang lesen, immer wieder entschwindet der Text in eine gleißende Helligkeit. Sie wird nicht zur klaren Erkenntnis, aber sie gibt die Möglichkeit in einer anderen Erkenntnisebene anzukommen." (www.keineangstvorkunst.de)
„Brigitte Tast ist ein außerordentliches Vorhaben gelungen: In ihrem Buch ‚Die Hüterin des Weiß’ setzt sie sich mit Missbrauch und mit eigenen Missbrauchserfahrungen auseinander. In dem beeindruckenden Buch bilden Literatur und Kunstfotografie eine Einheit. Die sensible Beschreibung von Kindheitserlebnissen, vom Auftauchen der Erinnerung im Erwachsenenalter, von künstlerischen Fotos, die das Buch nicht nur ergänzen, sondern dazugehören und unglaublich beeindruckend den Text auf eine Weise kommentieren, die betroffen macht, machen das Buch zu einem ganz besonderen (Kunst-)werk.“ (Almut von Woedtke, Newsletter, Nr. 6/2012)