Beschreibung
Die literarische Artikulation von Migrationserfahrungen im deutschsprachigen Europa findet zwar immer mehr Beachtung, ihre Erforschung und Darstellung ist jedoch immer noch nicht frei von Stereotypen. Die im September 1994 an der Universität Sheffield durchgeführte Tagung zum Thema "deutschsprachige MigrantInnenliteratur", aus der dieser Band hervorgeht, hatte zum Ziel, dieses Phänomen in seiner Vielfalt zu erforschen, die literarischen Äußerungen von MigrantInnen dabei nicht als Randerscheinungen zu betrachten, sondern als Teil eines Kontinuums kultureller Erfahrung, die im deutschsprachigen Europa ihren Ausdruck findet. Unterschiedliche Entstehungsbedingungen sowie individuell verschiedene Vorerfahrungen, Positionen und Positionalitäten der AutorInnen verleihen dieser Literatur eine ausgeprägte Heterogenität. Die am Anfang des Bandes stehenden, belletristischen Texte von Franco Biondi, Nevfel Cumart und Alev Tekinay vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt der Schreibweisen. Wissenschaftliche Beiträge aus Deutschland, Großbritannien, Irland und den USA reflektieren ein breites Spektrum poetologischer, soziologischer, sozialgeschichtlicher und psychologischer Rezeptionsansätze. Die Palette der behandelten Fragestellungen reicht von den Beziehungen dieser Literatur zum klassischen europäischen Literaturkanon bis hin zur Übersetzbarkeit europäischer Kulturerfahrung in postkoloniale Situationen.