Beschreibung
Die Kraft der Worte übersetzen, nicht nur ihren Sinn - diese Aufgabe stellt sich Henri Meschonnic, wenn er die Bibel aus dem Hebräischen neu übersetzt. Warum es dabei um Ethik und Politik geht und warum die Fragen, die sich daraus ergeben, alle und jeden angehen, zeigt Meschonnic in diesem einflussreichen Buch, das in der Übersetzung von Beatrice Costa erstmals auf Deutsch erscheint. Übersetzen ist eine durch und durch ethische und politische Angelegenheit, denn hier treten Vorstellungen und Konzepte zutage, mit denen Sprache gedacht wird. Es macht einen Unterschied, ob man beim Übersetzen vom Modell des Zeichens ausgeht, von den Kategorien von Form und Inhalt, Wort und Sinn, Ausgangssprache und Zielsprache, oder ob der Rhythmus im Text, die Sprechbewegung in der Schrift, die Körperlichkeit und Stimmlichkeit der Rede in der Übersetzung hörbar bleibt. Dazu muss nicht nur das Übersetzen neu und anders gedacht werden, sondern das Sprachdenken insgesamt. An die Stelle der hermeneutischen Übersetzung tritt bei Meschonnic deshalb eine poetische Übersetzungspraxis, die auf das hört, was ein Text als sprachlicher Akt macht. Ethik und Poetik zusammendenken, um die Politik des Übersetzens und alle Formen des Politischen in der Sprache zu verändern - nicht mehr und nicht weniger steht auf dem Spiel. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Hans Lösener und Vera Viehöver.
Autorenportrait
Henri Meschonnic, 1932 als Sohn russisch-jüdischer Eltern in Paris geboren, hat an der Université Paris VIII gelehrt und zahlreiche Bücher zur Sprach- und Literaturtheorie, zum Rhythmus in der Sprache, zur Poetik und zum Übersetzen veröffentlicht. Neben seinen Bibelübersetzungen sind mehrere Gedichtbände erschienen, für die er unter anderem den Prix Mallarmé erhalten hat. Er starb 2009. Seine Arbeiten wurden ins Englische, Spanische und Japanische übersetzt, bei Matthes & Seitz Berlin erscheinen seine wichtigsten Werke, herausgegeben u. a. von Hans Lösener. Béatrice Costa studierte Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften in Köln und Neu-Löwen. Sie promovierte über Elfriede Jelineks Übersetzungen des französischen Vaudeville. Seit 2011 lehrt sie Übersetzung und Übersetzungswissenschaft an der belgischen Universität Bergen. Vera Viehöver studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie in Aachen, Brüssel und Düsseldorf. Sie ist Professorin für Deutsche Literatur an der Université de Liège in Belgien und beschäftigt sich u. a. mit Theorie und Praxis der literarischen Übersetzung. Hans Lösener hat Germanistik, Romanistik und Geschichte in Marburg, Montpellier und Freiburg im Breisgau studiert. Er ist seit 2010 Professor für deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg.