Beschreibung
In diesem erstmals seit Jahrzehnten wieder zugänglichen Gründungstext des ökologischen Denkens äußert der Erfinder der Biosemiotik und Begründer des radikalen Konstruktivismus zum ersten Mal den Gedanken, dass jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, einen ihm allein zukommenden Raum und auch eine entsprechende Zeit hat, eben seine Umwelt: Ob Eintagsfliege, Löwe oder Mensch - sie alle sind Organismen, deren Anatomie, Verhaltensweisen und Lebenszeit von den für sie relevanten Merkmalen der Umgebung geprägt sind. Damit hängt Uexkülls zweite epochale Innovation eng zusammen: Die Beziehung, die zwischen den verschiedenen Lebewesen und ihren spezifischen Umwelten besteht, basiert auf Bedeutungen. Diese stellen kein auf die menschliche Sprache beschränktes Phänomen dar, sondern durchziehen nach Uexküll alles Lebendige. Uexkülls Streifzüge ist ein Buch von großem poetischem Reiz und ein origineller Beitrag zum Genre des Nature Writing. Wer es liest, findet sich in menschliche, vor allem aber in nichtmenschliche Umwelten versetzt, die stets auf einer spezifischen, subjektiven Perspektive beruhen, und es ist Uexkülls so deskriptive wie expressive Sprache, die es möglich macht, sich auch in diese einzufühlen.
Autorenportrait
Jakob Johann Baron von Uexküll,1864 im heutigen Lääneranna, Estland, in eine deutschbaltische Familie geboren, ging in Coburg und Reval zur Schule, studierte dann Physiologie/Zoologie in Heidelberg und forschte u. a. in Neapel, Paris und Monaco. Er entwickelte das Grundgerüst der Biosemiotik und führte den Begriff der Umwelt in die Biologie. Er war ein Pionier der theoretischen Biologie und der Kybernetik und gilt als Wegbereiter der Ökologie und einer der wichtigsten Zoologen des 20. Jahrhunderts. Uexküll starb 1944 auf Capri.