Beschreibung
n diesem vierten und letzten Band der Reihe "Die Masken Gottes" — Joseph Campbells Hauptwerk der vergleichenden Mythologie — betrachtet der herausragende Mythologe die Geburt der modernen, individualistischen Mythologie, wie sie sich in Europa ab dem zwölften Jahrhundert entwickelte. Campbell verfolgt den Zerfall der orthodoxen Tradition bis hin zu den radikalen Kunst- und Philosophieströmungen des späten zwanzigsten Jahrhunderts und gelangt zu einer erstaunlichen Erkenntnis: Der moderne Mensch ist der erste, der die Erschaffung von Mythen bezeugt und sich selbst ins Zentrum seiner eigenen Mythologie stellt.
In Vorausahnung unserer heutigen Ära der persönlichen Marken, kuratierter Feeds und des Einflusses von Prominenten schrieb er nach Vollendung dieses letzten Bandes: "[Die Einheit der Menschheit] hat sich überall in der Art einer einzigen Symphonie entfaltet, mit ihren angekündigten, entwickelten, verstärkten und umgekehrten Themen, verzerrt, neu bekräftigt, und heute, in einem großen Fortissimo aller gemeinsam klingenden Abschnitte, unaufhaltsam zu einer Art mächtigem Höhepunkt voranschreitend, aus dem die nächste große Bewegung hervorgehen wird."
Autorenportrait
Joseph Campbell, geboren 1904 in New York, erhielt entscheidende Anstöße zu seiner Arbeit von James Joyce, Thomas Mann und C. G. Jung. Eines seiner größten Verdienste war es, wissenschaftliche Arbeit und ihre Ergebnisse so populär darstellen zu können, wie nur wenige andere Zeitgenossen, was ihn schon zu Lebzeiten zu einer Legende werden ließ. Neben seiner Lehrtätigkeit und der Publikation zahlreicher eigener Bücher war er auch als Herausgeber einer amerikanischen Ausgabe der Werke C. G. Jungs, der Grimmschen Märchen und der amerikanischen Vorlesungen Heinrich Zimmers tätig. Joseph Campbell starb 1987.
Rezension
«Denn das Wasser aus den Quellen der Inspiration, das die Musen an die Künstler austeilen, das Elixier in den Eimerchen der Führerinnen und Hüterinnen der Mysterien, der Trank der Götter und das Destillat der Liebe sind ein und dasselbe Ambrosia (sanskrit amrita, «Unsterblichkeit») in unterschiedlicher Stärke, der hier und jetzt genossene Trank des unsterblichen Lebens. Er ist Milch, er ist Wein, er ist Tee, er ist Kaffee, er ist alles, was man will, sofern man ihn mit der rechten Einsicht trinkt – er ist das Leben selbst, sofern man es in einer gewissen Tiefe und Höhe erfährt.»
Joseph Campbell
«Und genau wie früher jede Kultur die Umsetzung ihrer eigenen Mythologie war und ihren Charakter in dem Maße ausprägte, als ihre führenden Vertreter ihren Mythos immer umfassender deuteten, analysierten und erhellten, so ist in dieser modernen Welt – wo das Einfließen der Wissenschaft in die Bereiche des praktischen Lebens inzwischen alle kulturellen Horizonte aufgelöst hat, so dass sich nie wieder
eine abgesonderte Kultur erheben kann – jeder Einzelne der Mittelpunkt seiner ureigenen Mythologie, in der sein intelligibler Charakter sozusagen der fleischgewordene Gott ist, den sein empirisch suchendes Bewusstsein zu finden hat. Der Spruch von Delphi: «Erkenne dich selbst!» ist das Motto.»
Joseph Campbell