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Die Methode | in vier Bänden

Nach dem Originalmanuskript in Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch u.a. – transkribiert und ausführlich kommentiert von Oksana Bulgakowa. Hinweis: diese Ausgabe liefert die kommentierte Transkription des Werkes "Methode", nicht seine Übersetzung

Bulgakowa, Oksana / Bulgakowa, Oksana
Erscheinungsjahr: 2010
CHF 225,00
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783980498937
Sprache: Englisch
Umfang: 1666
Format (T/L/B): 21.0 x 21.0 cm
Einband: Gebunden

Beschreibung

Nach dem Originalmanuskript in Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch etc. – transkribiert und ausführlich kommentiert von Oksana Bulgakowa [vier Bände · ca. 1660 Seiten · zahlreiche Abbildungen · ausführliche Register ISBN 978-3-9804989-4-4 für Softcover 978-3-9804989-3-7 für Hardcover] In seinem theoretischen Lebenswerk METHODE (1932-1948) suchte Eisenstein nach Verbindungen zwischen archaischen Denkstrukturen und Kunstverfahren. Ausgehend von der Vermutung eines Grundkonflikts zwischen verschiedenen Schichten des Bewusstseins, dessen Abdruck in der Kunstform festgehalten wird, bietet Eisenstein ein Analysemodell an, mit dessen Hilfe er heterogene Phänomene beschreiben, strukturieren und untersuchen kann: Höhlenmalerei, Kubismus und japanische Stiche aus dem 17. Jahrhundert, Hollywoodfilme und Zirkus, Ornament und musikalischer Kontrapunkt, verschiedene Schauspieltechniken und das Sujet in der Literatur, Shakespeare, Dostojewski, Dumas d. Ä., Tolstoi, Disney und Griffith, Rubljow, Joyce und die Elisabethaner. Fragmentierung, Montage, Visualisierung und rhythmische Wiederkehr postuliert Eisenstein als Basisprinzipien der Kunst und als eine neue Form des Schreibens – in Analogie zu Film- und Denkstrukturen. Dabei kollidierte der modernistische Charakter des Buches – eines unvollendeten Fragments – mit Eisensteins Totalitätsanspruch, mit seinem Opus eine universelle Theorie anzubieten. Das umfangreiche Manuskript, dessen komplette Fassung hiermit zum ersten Mal nahezu vollständig veröffentlicht wird, gleicht einer fragmentarischen Enzyklopädie, deren Sinn sich aus der Montage von Texten, Zitaten, Tagebuchnotizen, Erinnerungen, fremden Briefen, Zeichnungen, Zeitungsausschnitten und sogar Wäscherechnungen ergibt. Der Autor bewegt sich zwischen verschiedenen Disziplinen (Psychologie, Psychoanalyse, Anthropologie, Sprachwissenschaft, Ästhetik sowie Kunst-, Literatur-, Musik-, Theater- und Filmwissenschaft) und Sprachen (russisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch). Eisenstein sucht nach Formen eines Hypertextes, der in seinen Augen den assoziativen, simultanen, kugelförmigen, labyrinthartigen Denkstrukturen nähersteht als in traditionellen Druckerzeugnissen darstellbar. Bis dato fanden solche Strukturen nur in modernistischen Kunstexperimenten und nicht in theoretischen Schriften ihren Niederschlag. Das Buch METHODE entsteht als Gesamtkunstwerk, gebaut nach den Prinzipien eines Kunstwerkes. Es ist das Produkt einer Visualisierung und Kinematographisierung der Denkart Eisensteins: ein weiterer experimenteller, ekstatischer und dialektischer Film. Das Manuskript ist in vier Bücher gegliedert. Im ersten, „Urmethode“ (1932-1940), konzentriert Eisenstein seine Aufmerksamkeit auf Ausdrucksmittel und Künste, die Verbalisierung weder brauchen noch zulassen: Geste, Intonation, Musik und Zirkus. Die Aufmerksamkeit gegenüber nonverbalen Phänomenen bedingt in diesem Kontext auch sein Interesse am Rhythmus. Unter den Sprachphänomenen wählt Eisenstein Beispiele der sprachlichen Prälogik aus – mimetische und magische Praktiken. Die stufenartige Verbindung zwischen Rhythmus, Gestus, sprachlicher Prälogik, Ornament und ewigen Sujets führen ihn zur Untersuchung des Sujetbaus im zweiten Buch, „Die Grundlagen“. Vom Ritual, das Magie und Nachahmung, Bewegung, Gestus und Rhythmus zusammenführt, kann Eisenstein nun zur Situation übergehen, die er als eine Materialisierung der Trope im Sujet versteht und an Beispielen aus E. T. A. Hoffmann, Feuchtwanger, Heine, Shakespeare, Balzac, Dostojewski, Conan Doyle und Ellery Queen demonstriert. Im dritten Buch, einer theoretischen Autobiographie, deckt Eisenstein jene biographischen Impulse auf, die die Logik seiner kreativen Erleuchtungen, die Wahl dieses oder jenen Verfahrens oder einer Montagelösung bedingten. Das letzte Buch, „Anthropologie“, kehrt zum Tastsinn, zum Animismus und zu den chthonischen Mythen. Der Körper wird nicht als Modell, sondern als eine direkte Quelle und als Material der Kunst verstanden. Die Haut ist der Malgrund, Tätowierung wird als erstes Autoporträt analysiert, der Unterleib als eine Urform, als Ursprung von Architektur und Keramik. Körperflüssigkeiten und –ausscheidungen (Blut, Urin, Exkremente) stehen am Beginn der Farbskala. Das Skelett als ein Modell der Struktur wird durch den flüssigen Körper ersetzt, und in der Form wird nach plasmatischen, polymorphen Qualitäten gesucht. Disney avanciert zum zentralen Objekt der Analyse, weil in seinem Werk plasmatische Qualitäten von Form, Farbe und Rhythmus mit Animismus und Totemismus vereint sind. Anstelle von Fabel, Sujet und Metapher wird die Semantik der visuellen Grundformen erforscht, und der Kreis nimmt hier eine zentrale Position ein. Eisenstein erklärt, daß es noch kein Medium gäbe, um sein Buch zu schreiben, er spricht von einem kugelförmigen Buch, das die Zweidimensionalität eines Druckerzeugnisses sprengt. „Es ist sehr schwer, ein Buch zu schreiben. Weil jedes Buch zweidimensional ist. Ich aber wollte, daß sich dieses Buch durch eine Eigenschaft auszeichnet, die keinesfalls in die Zweidimensionalität eines Druckwerkes paßt. … das Bündel dieser Aufsätze [soll] auf gar keinen Fall nacheinander betrachtet und rezipiert werden. Ich wünschte, daß man sie alle zugleich wahrnehmen könne. … Ich wollte rein räumlich die Möglichkeit schaffen, daß jeder Beitrag unmittelbar mit einem anderen in Beziehung tritt. … Solcher Synchronität und gegenseitigen Durchdringung der Aufsätze könnte ein Buch in Form … einer Kugel Rechnung tragen. … Aber leider … werden Bücher nicht als Kugeln geschrieben… Mir bleibt nur die Hoffnung, daß dieses unentwegt die Methode wechselseitiger Umkehrbarkeit erörternde Buch nach eben derselben Methode gelesen werden wird. In der Erwartung, daß wir es lernen werden, Bücher als sich drehende Kugeln zu lesen und zu schreiben. Bücher, die wie Seifenblasen sind, gibt es auch heute nicht wenige. Besonders über Kunst.“ Oksana Bulgakowa

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