Beschreibung
Ausgehend von den Schriften Karl Marx entwirft Ágnes Heller eine Theorie der Bedürfnisse. Die kapitalistische Produktion produziert ständig neue Bedürfnisse, die nur durch Konsumtion befriedigt werden können - das Ziel kapitalistischer Produktion allerdings ist die Produktion selbst. Demgegenüber stehen die 'radikalen Bedürfnisse', von denen der Mensch sich entfremdet habe. Die Radikalität dieser Bedürfnisse liegt in ihrer Funktion, die kapitalistische Gesellschaft zu stürzen. Dabei verfügen die 'radikalen Bedürfnisse' über einen dialektischen Charakter: Sie bilden sich im Kapitalismus heraus, welcher sie aber weder integrieren noch befriedigen kann. Durch die Entfremdung von diesen Bedürfnissen könne eine revolutionäre Kraft entstehen, das kapitalistische Gesellschaftssystem zu überwinden. Allerdings werde die 'Notwendigkeit des Übergangs [] nicht von irgendeinem Naturgesetz garantiert, sondern von den radikalen Bedürfnissen'. Hellers Schrift geht nicht nur theoretisch über Marx hinaus, sondern gibt auch Impulse für Handlungsmöglichkeiten angesichts der anhaltenden Ausbeutung von Mensch und Natur.
Autorenportrait
Ágnes Heller (1929-2019) wurde 1955 von Georg Lukács promoviert und war schließlich seine Assistentin. Die ungarische marxistische Philosophin hatte von 1978 bis 1983an der La Trobe Universität in Melbourne eine Soziologie-Professur inne und wurde 1986 auf den Hannah-Arendt-Lehrstuhl an der Philosophiefakultät der New School for Social Research in New York berufen.