Beschreibung
Freydoun Farokhzad wurde 1936 in Teheran geboren und am 3. August 1992 in Bonn ermordet. Er studierte in München politische Wissenschaften und veröffentliche Gedichte in deutschen Zeitungen und Zeitschriften. Martin Walser stellte ihn in der Anthologie Vorzeichen 2 – Neun neue deutsche Autoren mit elf Gedichten vor. Große Popularität und Beliebtheit erlangte er als Showmaster, Sänger, Schauspieler und Dichter sowohl im Iran als auch in Deutschland.
Er beherrschte die deutsche Sprache, aber Persien beherrschte ihn. Das macht den Reiz seiner Lyrik aus. Er hat die Träume seines Landes, die Schätze seiner Tradition in die „fremde“ Sprache übersetzt. Bild um Bild jener „toten Jahreszeiten“ steht vor uns auf. Sie sind doppelt tot. Unendliche Räume liegen zwischen ihnen und ihm; Persien, das Land der Poesie ist in tausendundeiner Nacht vergangen. Aber Farokhzad war nicht nur ein elegischer Dichter, der träumerisch und trauernd Konturen heimatlicher Minarette nachzeichnete. Andere Gedichte gibt es – über das geteilte Berlin, über die Diktatur – die ihn als engagierten Dichter zeigen. Poetisch behandelt Farokhzad „poesiefeindliche“ Themen, und dieser Blick für das Politisch-Soziale verleiht seiner Sprache eine unerwartete Aktualität, sowohl in der Schah-Zeit als auch nach der iranischen Revolution.
Farokhzad, der auf dem Bonner Nordfriedhof ruht, ist heute populärer denn je. Er lebt heute nicht nur als charmanter Showmaster, Sänger und Dichter mit unvergesslichen Werken in unserer Erinnerung, sondern auch als Märtyrer und Held.
Autorenportrait
Im Herbst 1958 kommt Freydoun Farokhzad mit dem Autobus aus dem Iran nach Deutschland. Er ist 22 und arbeitet vorerst in einer Wurstfabrik, um über die Runden zu kommen und lernt rasant schnell die deutsche Sprache. Nach nur wenigen Monaten geht er nach München um dort am Geschwister-Scholl-Institut Politikwissenschaften zu studieren, in dem Glauben er würde eines Tages im Iran eine politische Karriere einschlagen. Doch das Schicksal hat andere Pläne. Farokhzad beginnt sich für Literatur zu interessieren und schreibt erste Gedichte in deutscher Sprache. Sein Gedichtband Andere Jahreszeiten wird erstmals 1964 mit einem Nachwort von Johannes Bobrowski veröffentlicht und erntet positive Kritik, er gewinnt sogar einen Literaturpreis in Berlin. Andere Jahreszeiten bleibt sein einziger deutscher Gedichtband. In seiner Zeit zurück im Iran, in der er zu einer Art Superstar mutiert, beginnt er auch persische Gedichte zu verfassen. Nach seiner Flucht aus dem vom Krieg zerrütteten Iran, engagiert er sich politisch, hält Reden und singt politische Lieder. Als Kritiker des Regimes wird er 1992 in seinem Haus in Bonn ermordet.
Seine Schwester ist die bekannte Lyrikerin Forough Farrochsad, von der ebenfalls eine Gedichtsammlung bei uns erschienen ist.