Beschreibung
Schon in „Kellervogel“ und „Tarlan“, Fariba Vafis ersten beiden in deutscher Übersetzung vorliegenden Romanen, kam zum Ausdruck, dass Beziehungen zwischen Menschen kompliziert sind.
Diesmal führt Scholeh uns das vor Augen. Ihr Gefühlsleben ist gehörig durcheinander geraten, gern würde sie ihrer älteren Schwester Schiwa ihr Herz ausschütten. Weil die aber mit der Bewältigung des ganz normalen Alltags beschäftigt ist, bleibt Scholeh nur die Zwiesprache mit sich selbst.
Während sie über ihre eigene Lage nachdenkt, nimmt sie auch schonungslos ihre Umgebung unter die Lupe. Sie schaut hinter viele Fassaden, offenbart die vielen kleinen Gefechte, die großen Kämpfe, die es im Zwiespalt zwischen den eigenen Träumen und den Erwartungen anderer fast täglich auszufechten heißt. Und inmitten aller Wünsche und Widersprüche stellt sich mehr als einmal die Frage, was man um des eigenen Glückes willen bereit ist, aufs Spiel zu setzen.
„Der Traum von Tibet“ ist weit mehr als eine Bestandsaufnahme von Liebeskummer. Fariba Vafi schickt ihre Leute auf immer neue Feldzüge. Fast beiläufig, leise, beharrlich werden Freiräume erst ausgelotet, dann erobert. Die Autorin versteht ihr Handwerk.
Rezension
Cornelia Jetter vom EKZ.Bibliotheksservice:
"Für die iranische Krankenschwester Scholeh bricht eine Welt zusammen als Mehrdad, ihre große Liebe, eine arrangierte Ehe eingeht. Ihr Schmerz ist überwältigend, ohne Lebensfreude schwankt sie zwischen Eifersucht, Hass und Erschöpfung. Wie viel besser geht es Scholehs Schwester Schiwa, die mit Djawid verheiratet ist und zwei Kinder hat. Schiwas Ehe ist stabil, getragen von einer unaufgeregten Liebe. Allein Djawids Mutter Forough, die mit im Haus lebt und seit dem Tod des gehassten Vaters auflebt, ist eine Herausforderung. Sadegh, ein Freund Djawids holt Scholeh von der Arbeit ab. Sie steigt in sein Auto und die beiden unterhalten sich. Sie erfährt, dass auch Sadegh eine unerfüllte Liebe hat, die ihn quält. Als die Ehe der Schwester nach einer Fehlgeburt Risse bekommt, eskaliert die Situation und Scholeh hat eine verstörende Erkenntnis."
Fixpoetry:
"Beziehungen zwischen Menschen sind kompliziert. Sehr kompliziert. Man lebt miteinander, obwohl man es manchmal weder kann noch will. Scholeh, die Protagonistin von Fariba Vafis Roman „Der Traum von Tibet“, beobachtet diese komplex-komplizierten Beziehungsgeflechte innerhalb ihrer eigenen Familie, während sie verzweifelt versucht, ihren Liebeskummer zu überwinden, nachdem Mehrdad einfach aus ihrem Leben verschwunden ist."
Volker Kaminski:
"Fariba Vafi zählt zu den beliebtesten zeitgenössischen Romanautorinnen im Iran. In ihrer unverwechselbar luziden, fast schlichten Schreibweise behandelt sie in ihrem neuen Roman einmal mehr die Frage nach der weiblichen Identität und der Rolle der Frau in der sich wandelnden iranischen Gesellschaft."