Beschreibung
Beethovens Klavierfassung des Violinkonzerts, op. 61 wurde während mehr als hundert Jahren als problematisch eingeschätzt und im öffentlichen Musikleben übergangen. Dabei wurde die Tatsache missachtet, dass sie im Unterschied zu anderen seiner Zweitfassungen eigener Werke gleichzeitig mit der Violinfassung in zwei Erstausgaben publiziert wurde.
Die Gründe liegen auf der Hand: als Beethovens einziges Violinkonzert war das op. 61 Geigern unendlich wichtiger, als dessen Klavierfassung den Pianisten, die mit den 5 Klavierkonzerten von Beethoven reichlich versorgt waren. Die Unterschiede zur Violinfassung belasteten die Klavierfassung eher, als ihren Wert zu erhöhen. Sie wurde als (kommerzielles?) Nebenprodukt mit einer zur Violinstimme hinzugefügten linken Hand abgewertet. Dass sie als letzte Fassung sich auch stilistisch positiv von der etablierten Violinfassung unterscheiden könnte, war festzustellen weder die Sache der Pianisten, noch der Violinisten.
Die übliche Art, ein – klassisches – Werk zu analysieren verfährt nach dem Schema einer harmonischen Analyse des thematischenMaterials und der Untersuchung des Verhältnisses zwischen den verschiedenen darin verwendeten Formaltypen und derenRealisierung und Abweichungen davon im Werk. Der Bezug und Zugang zum durch Töne vermittelten Inhalt bleibt höchstens amRande berührt. Für die Interpreten ist aber gerade dieser Bezug unabdingbar um dem Werk eine adäquate Charakterisierung zugeben.
Der Bezug des Violinkonzerts op. 61 (1806) zum im Vorjahr entstandenen 4. Klavierkonzert in G Dur, op. 58 dem darauffolgenden5. Klavierkonzert in Es Dur, op. 73 und zur 4. Symphonie B Dur, op. 60 scheint nicht ohne Belang für das Verständnis des Violinkonzerts.