Beschreibung
Feuerzungen ist ein Oratorium im klassischen Sinne, wenn als Definition
gilt, dass im Oratorium „geistliche oder weltliche Stoffe mit den Mitteln der Oper,
aber unszenisch dargestellt“ werden. Diese musikalische Gattung geht auf Filippo
Neri (1515–1595) zurück. Ihm ging es in seinem Schaffen darum, mit Worten Goethes
ausgedrückt, „das Geistliche, ja das Heilige mit dem Weltlichen zu verbinden, das
Himmlische in das Saeculum einzuführen.“ Genau das ist auch unsere Absicht. Unser
Oratorium knüpft dabei in Text und Musik an die Tradition an und führt sie weiter
bis in unsere Gegenwart.
An die Tradition anzuknüpfen, beinhaltet sprachliche Konsequenzen im Oratorium.
Kurze hebräische und griechische Passagen erinnern an die Sprachen, in denen das
Wort Gottes zuerst verschriftet wurde. Die Integration lateinischer Textabschnitte
beinhaltet die Verbeugung vor der Bedeutung des liturgischen Gesanges der frühchristlichen
Kirche.
Die Gegenwart aber zieht ein in den Weltsprachen unserer Tage – exemplarisch
sei auf englische, spanische und französische Zitate hingewiesen. Und auch die
Verortung der von Lukas aufgezählten Völker, etwa die Parther, Meder und Elamither,
auf die Landkarten unserer Gegenwart, bietet aktuelle Bezüge.
Solistisch treten Apostel auf. Sie werden im Oratorium charakterisiert, wie es die
Bibel in ihrer großen Ehrlichkeit tut. Auch Engel, Boten Gottes, übernehmen solistische
Aufgaben um das Geschehen deuten und einordnen zu können. Beim Evangelisten
liegt die Aufgabe, die Erzählung fortzuführen.