Beschreibung
In diesem originellen Künstlerbuch begibt sich der Autor auf die Spuren der Kulturtechnik des "Bäumebiegens" - einer Technik, die in Europa zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert florierte und zur Gewinnung von Krummholz für Schiffsbau und Landwirtschaft eingesetzt wurde. Der Faktor Zeit spielte dabei eine besondere Rolle: Viel Geduld war vonnöten, denn erst nach 150 bis 200 Jahren konnte man das Ergebnis des Erziehungsprozesses "ernten". Finden sich heute noch Wälder, in denen krumm gezogene Bäume stehen, vergessen und verschwunden aus kollektiver Wahrnehmung und Bewusstsein? Leon Filter folgte Hinweisen aus Büchern und Archivmaterial, aus persönlichen Gesprächen und E-Mail-Korrespondenz und begab sich auf eine Reisen quer durch Europa nach Istrien/Kroatien und Polen - und wurde fündig. Seine Recherchen und Erlebnisse sind dokumentiert in dem vorliegenden Journal, das ein abwechslungsreiches Sammelsurium von Skizzenbüchern, Fotografien, Notizen, historischen Abbildungen, E-Mails und Transkriptionen von Gesprächen umfasst. Den Abschluss bildet ein theoretischer Essay des Kunsthistorikers und Kulturtheoretikers Helmut Draxler, der die Auswüchse der Technik des "Bäumebiegens" im Bereich der Pädagogik untersucht: Lange galt der formende Eingriff in den Wachstumsprozess der Bäume als ein Sinnbild für die Erziehung des Kindes. Das Buch Biegen ist nicht nur ein kulturgeschichtlicher Beitrag zur Methode der Materialerziehung bzw. -Erzeugung, sondern präsentiert auch das Tableau einer künstlerischen Suche und Produktivität, das den Leser in den Prozess des Forschens hineinzieht.
Autorenportrait
Leon Filter ist Künstler und lebt in Berlin und Brüssel.