Beschreibung
Vor 25 Jahren erschien unter dem Titel „Der doppelte Boden“ ein langes, spannendes, höchst anregendes, lehrreiches und zugleich gewitztes „Gespräch“ des an der Universität Zürich lehrenden Literaturwissenschaftlers Peter von Matt mit dem Literaturkritiker Reich-Ranicki. Der größte Teil des Gesprächs wurde 1986 geführt, als Reich-Ranicki noch den Literaturteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung leitete und bevor er mit dem erstmals 1988 gesendeten Literarischen Quartett seine Popularität noch einmal erheblich steigerte. Eine Fortsetzung fand es 1991, nach dem Ende der deutschen Teilung, in einer veränderten persönlichen und historischen Situation. Der Ammann Verlag veröffentlichte die Gesprächsaufzeichnungen 1992, zwei Jahre später der Fischer Taschenbuch Verlag. Das Buch war lange Zeit vergriffen und liegt nun, herausgegeben und eingeleitet von Thomas Anz, in einer neuen, mit vier späteren Essays Peter von Matts über Reich-Ranicki ergänzten Ausgabe vor. Das Gespräch ist ein bemerkenswertes Dokument des literarischen Lebens in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts, ein Dialog auch zwischen Literaturwissenschaft und Literaturkritik, und es hat mit zahlreichen zentralen Problemstellungen, die Autoren, Kritiker, Verleger, Wissenschaftler und Leser gleichermaßen bewegen, nichts von seiner damaligen Aktualität verloren. Was im Klappentext der Erstausgabe stand, ist nach wie vor zutreffend: „Das Gespräch mit Peter von Matt betrifft ausschließlich die Literatur, die Arbeit des Kritikers, Bücher und Autoren, Strömungen und Positionen, wobei Peter von Matt sich nicht mit der Rolle des Stichwortgebers begnügt, sondern auch eigene Einsichten und Wertungen darlegt, die sich mit jenen Marcel Reich-Ranickis nicht immer decken. Dieses sehr persönliche Buch ist eine Tour d’horizon durch die Literatur unseres Jahrhunderts, ein Logbuch der Beschäftigung mit Literatur, anregend und verführend zugleich, herausfordernd in jedem Fall.“
Autorenportrait
Peter von Matt, geb. 1937 in Luzern, ist Professor (em.) für Germanistik an der Universität Zürich. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören "...fertig ist das Angesicht. Zur Literaturgeschichte des menschlichen Gesichts" (1983), "Liebesverrat. Die Treulosen in der Literatur" (1989), "Verkommene Söhne, mißratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur" (1995), "Sieben Küsse. Glück und Unglück in der Literatur" (2017).
Marcel Reich-Ranicki, geboren 1920 in der polnischen Kleinstadt W?oc?awek, gestorben 2013 in Frankfurt am Main, gilt als einflussreichster Literaturkritiker seiner Zeit. Von 1973 bis 1988 leitete er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Redaktion für Literatur und literarisches Leben, von 1988 bis 2001 moderierte er die Literatursendung Das literarische Quartett. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen fand die 1999 erschienene Autobiographie "Mein Leben" die weiteste Verbreitung.
Der Herausgeber Thomas Anz ist Professor (em.) für Neuere deutsche Literatur an der Universität Marburg, gründete dort 2010 die „Arbeitsstelle Marcel Reich-Ranicki für Literaturkritik in Deutschland“ und verwaltet den publizistischen Nachlass des Kritikers.