Beschreibung
Der Berliner Literaturwissenschaftler Klaus Hermsdorf (1929 - 2006) nennt die Beschäftigung mit Franz Kafka »das einzige Kontinuum meines Berufslebens«. 1954 entschied er sich, seine Dissertation über Kafkas »Amerika« zu schreiben, 2004 erschienen die von ihm herausgegebenen »Amtlichen Schriften« als Band 1 der »Kritischen Ausgabe« bei S. Fischer. Sein autobiographischer Bericht erinnert an »Kafka in der DDR« als an eine Verdrängungsgeschichte (vor allem) sozialer Wirklichkeit in diesem Land. Mit Blick auf die Stationen der Vergeblichkeit ebenso wie auf Phasen des Glücks seiner eigenen Arbeit ruft er Namen und zeitgeschichtliche Ereignisse auf, porträtiert Kollegen, fördernde Verleger und zeitweise mächtige Behinderer in oberen politischen Rängen. Klaus Hermsdorf hat den Widerspruch zwischen Geist und Macht für sich schon früh gespürt, allerdings nicht nur für die DDR angemahnt. Sein Fragment gebliebener Versuch sehr persönlichen Eingedenkens (er reicht bis zur wissenschaftlichen Konferenz anlässlich der Kafka-Ehrung der DDR im Jahre 1983) bietet mehr als »Rezeptionsgeschichte«: Er ist ein anregendes kultur- und mentalitätsgeschichtliches Dokument.