Beschreibung
Im Juli 1945 kehrt Martha Döring nach einem sechswöchigen Fußmarsch mit ihren zwei kleinen Kindern aus der Evakuierung ins zerstörte Berlin zurück. Ihre Wohnung in Berlin-Lichtenberg findet sie ausgebombt vor. Gemeinsam mit ihrer Freundin bringt sie sich und die Kinder in den kommenden Jahren recht und schlecht über die Runden.
Ihr Ehemann Werner Döring gerät kurz vor Kriegsende in französische Gefangenschaft. Weil es noch keinen regelmäßigen Postverkehr gibt, und weil sie zunächst voneinander nicht wissen, ob und wo der jeweils andere lebt, entsteht schleppend zwischen Toulouse und Berlin auf amtlichen Formularen ein Briefwechsel. Am Ende umfasst er 280 Briefe.
Martha und Werner Döring wussten, dass ihre Briefe von fremden Menschen gelesen und zensiert werden. Zwischen den Worten versteckten sie Familiengeheimnisse, die selbst nach Werners glücklicher Heimkehr im Oktober 1947 bewahrt bleiben. Der französische Zensor lässt die von Werner beigelegten Gedichte, kalligraphischen Miniaturen und die liebevollen Zeichnungen für seine Kinder passieren, mit denen Werner seiner Frau Mitteilungen sendet, die im Klartext wohl von der Zensur gestrichen worden wären.
Die hier vorliegende Brief-Auswahl lässt die Lebenssituation im Nachkriegs-Berlin erkennen. Sie zeigt aber auch, wie isoliert die Gefangenen in Frankreich von den Informationen über die Zustände in Deutschland waren.