Beschreibung
Walter Koschorreck beschreibt sein Buch als einen Versuch, 'die Erscheinungen des frühzeitlichen Strafrechts von der Voraussetzung des mythischen Denkens her zu deuten'. Den Ausgangspunkt bildet die mythische Figur des Wolfs als Dämon des Totenreichs. Ihm wird der wölfisch-dämonische Missetäter gleichgestellt, der ebenfalls als unreines, dämonisches Wesen gilt. Die Unreinheit ist gleichbedeutend mit seiner Schuld, auch bei Handeln ohne Vorsatz und Fahrlässigkeit. Motiv für die Reaktion der Menschen gegen den Missetäter ist nicht Rache, Vergeltung oder 'Strafe', sondern das Bestreben, ihn zur Abwehr magischer Gefahren aus der Gesellschaft zu entfernen. Koschorreck hat ein in sich geschlossenes, vollständiges Deutungsmodell zum Wolf vorgelegt. Von hier aus erschließt sich die Bedeutung nicht nur von Zentralbegriffen früher Rechtsordnungen wie Steinigung, Wüstung oder Friedlosigkeit, sondern auch von Grundfragen der Zurechnung oder der Legitimation von Todesstrafen.