Beschreibung
Die kapitalistische Produktionsweise setzte die seit Beginn der Zivilisationsgeschichte institutionalisierten Ausbeutungs- und Spaltungsverhältnisse fort, wenn auch in einer durch die Industrie veränderten Form der 'Bewegungsgesetze des Kapitals'. Die industriekapitalistische Wachstumsdynamik wird inzwischen ausgebremst. Damit zeichnet sich in den hoch entwickelten Volkswirtschaften der Übergang zu einer nachindustriellen Phase ab. Ein Kapitalismus ohne Wachstum wirft die Frage auf, ob sich katastrophenartige Krisen einstellen werden oder vermeiden lassen. Dabei ist der Rückgriff nicht nur auf die Stagnationsprognosen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geboten. Die verdrängte Traditionslinie des 'bürgerlichen' Marktinterventionismus als Gegenposition zur Glaubenslehre der Selbststeuerung der freien Marktwirtschaft birgt Erkenntnisse, die für einen regulierten Kapitalismus leitend sein könnten. Auf historisch längere Sicht wird jedoch auch ein 'Reformkapitalismus' den Menschheitsproblemen nicht gerecht werden können, sodass sich eine nachkapitalistische Gesellschaft am geschichtlichen Horizont abzeichnet - eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.
Autorenportrait
Karl Georg Zinn ist emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der RWTH Aachen. Von ihm ist bei VSA u.a. erschienen: 'Die Keynessche Alternative. Beiträge zur Keynesschen Stagnationstheorie, zur Geschichtsvergessenheit der Ökonomik und zur Frage einer linken Wirtschaftsethik' (Hamburg 2008).