Beschreibung
Die Beiträge des vorliegenden Bandes gehen davon aus, dass Identität, Individualität und Personalität heute nicht mehr als natürliche Gegebenheiten vorausgesetzt werden können, sondern als fiktive Konstrukte erscheinen. Wenn aber das eigene Selbstbewusstsein keine stabile Basis mehr bietet, sondern sich als fragiles Produkt kultureller Praktiken erweist, bleibt das nicht ohne Auswirkungen auf das Verständnis der persönlichen Lebensgeschichte. Dieses Bewusstsein für die Fiktionalität von Lebensläufen spiegelt sich in biographischen und autobiographischen Darstellungsformen, in künstlerischen Bildnissen und in philosophischen Entwürfen. Im Zentrum des Bandes stehen Verfahrensweisen, die in verschiedenen Diskursen zur Anwendung gelangen, um Identitäten zu konstruieren und zu stilisieren, um ihren Konstruktcharakter auszustellen oder im Sinne des Authentizitätsideals zu verbergen. Die hier versammelten Beiträge unternehmen den Versuch, die Problematik moderner und postmoderner Identitätskonstruktion in ihren diversen Ausprägungen zu beleuchten. Die philosophischen Aufsätze nähern sich der Problematik auf einer grundsätzlichen Ebene an und zeigen die Fragwürdigkeit essentialistischer Konzepte des Selbst sowie die Notwendigkeit einer konstruktivistischen Vorgehensweise auf. Die kunst- und musikwissenschaftlichen Beiträge tragen der Einsicht Rechnung, dass die Individuen bei der Arbeit der Identitätskonstruktion von den unterschiedlichsten Medien Gebrauch machen: Sie demonstrieren exemplarisch, wie die Subjektkonstitution in den Medien des Bildes und der Musik funktionieren kann. Die literaturwissenschaftlichen Aufsätze schließlich analysieren verschiedene literarische und rhetorische Strategien der textuellen Identitätskonstruktion und nehmen dabei auch die Vervielfältigung der Identitätsmuster im Zuge der Hybridisierung der Kulturen in den Blick.