Beschreibung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Schlüsselakteure des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels, nämlich Unternehmer und unternehmerisch agierende Gruppen, zu Nachhaltigkeitsinnovationen beitragen können und unter welchen Voraussetzungen sie dies tun. "Nachhaltigkeitsinnovationen" werden dabei verstanden als die Durchsetzung solcher diskontinuierlicher technischer oder sozialer Neuerungen, die zum Erhalt oder zur Entwicklung lebenswichtiger kritischer Naturgüter (wie z.B. den Klimaschutz oder die Artenvielfalt) sowie zu dauerhaft übertragbaren Wirtschafts- und Konsumstilen beitragen.
Die Habilitationsschrift baut auf dem noch jungen Forschungszweig der interaktiven Innovationsforschung auf, sichtet relevante Prozessmodelle und Akteurskonzepte und nimmt eine interaktionsökonomische Fundierung von Innovationsprozessen vor. Auf dieser Basis entwickelt der Autor die Grundzüge einer Theorie des Creative Response, die die Aktivierung kreativer unternehmerischer Problemlösungskapazitäten durch produktive Akteursinteraktionen und -kooperationen sowie deren Einbettung in geeignete strukturelle und mentale Kontexte erklärt. Ein zentraler Bestandteil des Theorieansatzes ist das Konzept des Interpreneurship. Dieses beschreibt die unternehmerische Rolle im Innovationsprozess als die Erzeugung neuer mentaler, organisationaler, institutioneller und intertemporaler Verbindungen und als die Gestaltung und Nutzung von Akteursinteraktionen als Basis für die Entdeckung und Durchsetzung neuer Problemlösungen. Interpreneurship lässt sich damit sowohl als vernetzendes Unternehmertum als auch als Unternehmertum in Netzwerken charakterisieren.
Fichter skizziert sechs zentrale Interpreneurship-Funktionen entlang des Innovationsprozesses und präzisiert diese mit Blick auf die Generierung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen. Die herausgearbeiteten Interpreneurship-Funktionen stellen endogene Kräfte der Entstehung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen dar. Der Autor erklärt die Entstehung und Durchsetzung von Nachhaltigkeitsinnovationen damit als Wechselspiel von unternehmungsinternen und unternehmungsexternen Kräfte und schließt mit diesem interaktionsökonomischen Modell eine wichtige Lücke in der Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung.