Beschreibung
Franz Baermann Steiner (1909-1952) - nur Steiner ist der Zuname, Franz Baermann lauten die Vornamen - gehört zu den letzten großen Dichtern der Prager deutschen Literatur. Sein Frühwerk ist im 2. Weltkrieg verschollen, doch blieb seine umfangreiche, im englischen Exil geschaffene Lyrik vollständig erhalten. Dieses vielgliedrige, anspruchsvolle Oeuvre enthällt eine Fülle von 'exemplarischen Gedichten', die in einer 'Sprache der Dringlichkeit', Stimmungen, Beobachtungen, Menschen und Szenen mit wortmächtiger Präzision beschwören. Höhepunkt des Werkes bilden Steiners "Eroberungen" - in der Tradition der "Duineser Elegien" verfaßt - und das Trauergedicht, "Gebet im Garten", dem ein Platz neben Celans "Todesfuge" gebührt.Zu Lebzeiten schon von Dichtern wie Benn und Bobrowski geschätzt, gelangte Steiners Werk nach seinem frühen Tod kaum an die weitere Öffentlichkeit. Lediglich als Wissenschaftler - er wurde in England zu einem führenden Sozialanthropologen - erlangte er einen bedeutenden Ruf. Erst in letzter Zeit kamen auch seine Dichtungen erneut in die Diskussion. Die Ausgabe enthält die rund 350 Gedichte - viele davon bisher unveröffentlicht -, die Steiner selbst für eine Gesamtausgabe vorsah. Ausgewählte Dokumente zur Wirkungsgeschichte und ein Nachwort des Herausgebers erleichtern den Zugang zu diesem spannungsgeladenen, bedeutsamen Werk. "Nach meiner Meinung und vor allem auch nach der Meinung Paul Celans gehört Franz Baermann Steiner zu den originellsten und wichtigsten deutschsprachigen Dichtern der letzten siebzig Jahre." (Erich Fried) Pressestimmen: "Die enzyklopädische Intelligenz dieses Autors hat seine literarischen Zeitgenossen offenbar so verwirrt, dass man es lange Zeit vorzog, seine Werke zu ignorieren. Selbst seine Fürsprecher, wie der junge Elias Canetti, und später Erich Fried, verhielten sich in ihren Plädoyers für den Dichter Steiner allzu zaghaft, um eine nachhaltige literarische Wirkungsgeschichte einleiten zu können. So konnte es geschehen, dass das umfangreiche Oeuvre eines ungeheuer gebildeten Universalpoeten ein halbes Jahrhundert brach lag, bevor es jetzt, durch die editorische Wundertat des Wallstein Verlags und des britischen Literaturwissenschaftlers Jeremy Adler, endlich nutzbar gemacht worden ist. "Es ist ein Symptom des Weltzustandes", so schrieb 1954 Theodor Adorno, "dass man von einem solchen Mann, dem man sich wirklich bis ins Innerste verbunden fühlt, erst nach seinem Tode etwas erfährt."(.) Hier hat ein grosser Dichter, weitgehend unbeachtet von seinen Zeitgenossen, ebenso formstrenge wie bewegende Verse geschrieben, die von ihrer eingeborenen Trauer leben." (Michael Braun, Basler Zeitung)