Beschreibung
Der Jurist Adolf Wermuth, der 1855 im damaligen Königreich Hannover geboren ist und sein Leben 1927 in Berlin beschloss, hat eine steile Karriere im Kaiserreich erleben können. Als Beamter vertrat er das Deutsche Reich als Kommissar bei den Weltausstellungen in Melbourne und Chicago. Er wurde der erste Gouverneur von Helgoland und hat sich Verdienste in Fragen der Börsengesetzgebung sowie der internationalen Handels- und Zollverträge erworben. Als Finanzminister (damals Reichsschatzsekretär genannt) musste er zwischen den Wünschen des Kaisers und der Militärs nach einer großen Flotte und den begrenzten finanziellen Möglichkeiten jonglieren. Der Zeit seines Lebens parteilose und mit einer gewissen Sturheit ausgestattete Spitzenbeamte wird 1912 etwas überraschend zum Oberbürgermeister von Berlin gewählt. Er meistert diese Aufgabe hervorragend und steuert die Stadt durch alle Not des Ersten Weltkriegs und der anschließenden Wirren. Ihm verdankt Berlin die vielen schönen Wälder und Grünflächen, seine Erfindung der Lebensmittelkarte bewahrt die Bevölkerung in der größten Hungersnot vor dem Schlimmsten. Die Krönung seines Lebenswerkes ist die Vereinigung Berlins mit den umliegenden Städten, Landgemeinden und Gutsbezirken. Am 1. Oktober 1920 kann sich die Einheitsgemeinde Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern und mehr als 878 Quadratkilometern Fläche (vorher Alt-Berlin 65) zu Recht mit dem Titel Groß-Berlin schmücken.
Autorenportrait
Angaben zur Person: Strauch studierte Geschichts- und Informationswissenschaft sowie Chemie und Mathematik an der Freien Universität Berlin. Er lebte lange in Caputh bei Potsdam und heute in Berlin, war Dozent an der Universität Potsdam und Geschäftsführer eines Unternehmens der Informationswirtschaft (Progris). Er hat zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und Bücher geschrieben.