Autorenportrait
Martha Gertrud Freud wird am 17. November 1892 in Wien geboren. Ihre Mutter Maria "Mitzi" Freud ist eine Schwester des Psychoanalytikers Sigmund Freud. Ab 1898 wohnt die Familie in Berlin, wo der Vater Maurice "Moritz" Freud ein Exportgeschäft betreibt. Im Alter von 15 Jahren nimmt sie den männlichen Vornamen Tom an. Sie besucht nach dem Schulabschluss eine Kunstschule in London und widmet sich der Gestaltung von Aquarellen und Bilderbüchern im Jugendstil, die aber zunächst nicht veröffentlicht werden, sondern die sie ihrer Mutter oder ihrem Bruder widmet. 1913 stellt sie - noch während ihres Studiums am Königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin - mit dem Baby=Liederbuch ihre erste Publikation vor, die im Verlag Reuß & Pollack. Alle Exemplare sind von Hand koloriert und mit Versen der Autorin für kleine Kinder versehen. Im Jahr 1920 lernt sie den Schriftsteller Jako "Jankew" Seidmann kennen. Die beiden heiraten und bekommen eine Tochter. Sie wohnen in der Schillerstraße in Berlin-Charlottenburg und gründen den Peregrin-Verlag, in dem auch unter ihrem neuen und heute der Kunstwelt bekannten Namen Tom Seidmann-Freud 1923 ihr wohl bedeutendstes und schönstes Bilderbuch "Die Fischreise" erscheint, das auch in mehrere Sprachen übersetzt wird. Neben Bilderbüchern gestaltet Tom Seidmann-Freud in der Folgezeit auch Spiel- und Verwandlungsbücher für Kinder, so "Das Wunderhaus" im Jahr 1927 und "Das Zauberboot" im Jahr 1929. Vier Spielfibeln folgen, die ihre erfolgreichsten Veröffentlichen sind und noch Jahrzehnte später gedruckt werden. Diese pädagogischen Bücher begeistern auch Walter Benjamin, der Kinderbücher sammelt und in der "Frankfurter Zeitung" schreibt über die Rechen- und Lesefibeln: "Wieder haben die beiden methodischen Leitmotive sich glänzend bewährt: die restlose Aktivierung des Spieltriebs durch die innige Verbindung von Schreiben und Zeichnen und die Bestätigung kindlichen Selbstvertrauens durch die Ausweitung der Fibel zur Enzyklopädie." Während der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 bricht die Katastrophe über das Künstlerpaar herein. Der gemeinsam geführte Verlag geht bankrott und Jankew Seidmann nimmt sich in einer Panikreaktion das Leben. Tom Seidmann-Freud erkrankt daraufhin an einer schweren Depression, von der sie sich nicht mehr erholt. Am 7. Februar 1930 stirbt sie und wird neben ihrem Mann auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee begraben.