Beschreibung
Es war kein Sprung in die Freiheit: Der Übergang von der staatlich gelenkten zur staatsfreien Presse deutete sich in der DDR schon vor dem Fall der Mauer an. Viele ostdeutsche Journalisten wollten das freie Wort – und mussten dann mühsam lernen, wie man Pressefreiheit, Publikumswünsche und Medienökonomie zusammenbringt. Seit 1993 beobachteten Medienwissenschaftler des Lehrstuhls Journalistik an der Universität Leipzig, ob und wie sich die Berufsrolle der Journalisten unter dem Leitbild der Pressefreiheit und dem Zwang des Marktes veränderte, wie ein neuer Typ des Konformismus entstand und wie die regionalen Monopolzeitungen publizistischen Mainstream erzeugten. Sie registrierten aber auch die vielen Versuche und Ansätze zu einer unverblümt-offenen Publizistik. Jeder der 13 Beiträge untersucht wichtige Fragen des Rollenwandels: Wie agierten die aus Westdeutschland eingetroffenen Chefredakteur? Wie denken Ressortleiter, die schon zu DDR-Zeiten in den SED-Blättern Ressortchefs waren? Wie behandelten ostdeutsche Redakteure den Zulauf, den rechtsradikale Gruppen fanden? Wie kam es zum Fall Sebnitz? Wie erklärt sich der Erfolg der Super-Illu? Und: Welches Bild zeichneten westdeutsche Medien von den Menschen im Osten? Dieses Buch gibt wissenschaftlich gesicherte Antworten auf die Frage nach Mentalitäten, Normen und Regeln, die den gesellschaftlichen Diskurs Ostdeutschlands prägen.