Beschreibung
Für Reisende ist die Geographie nicht mehr gefährlich. Aber sobald die Philosophie sie zu beherzigen beginnt, hat sie mit ungehörigen Deplazierungen zu rechnen. – In diesen Essays wird eine anthropologische Tiefenschicht der Immobilität freigelegt. Es stellt sich heraus, dass Utopien es lieber mit dem Dableiben als mit dem Reisen halten, dass der Tourismus das Ende des Reisens einleitet, dass in der hypermobilen Gesellschaft keineswegs das Nomadentum wiedererwacht, sondern ein archaischer Trieb zur Sesshaftigkeit herrscht. – Auf seinem Weg durch den geographischen Raum kann das abendländische Denken auch die Peripherien nicht übergehen. Lange Zeit besaßen sie weder Philosophie noch Geschichte und fielen deshalb an die Ethnologie. Jetzt muss man entweder die Ethnologie auf das Eigene ausdehnen oder aufhören, das Fremde als Spiegel verklärter Selbstreflexion zu missbrauchen. Mit entlegenen Inseln, zum Beispiel den Marquesas, die in der Entfernung geborgen scheinen, oder Galápagos, das seinem Schutz gänzlich ausgeliefert ist, lässt sich keine Form des Exotismus mehr begründen. Die hier früher vorbeigekommen sind, haben das schon gewusst: Forster, Darwin, Gauguin, Jacques Brel, oder Frau Wittmer aus Köln.
Autorenportrait
Jochen K. Schütze, geboren 1955, lebt und arbeitet in Leipzig und Wien.