Beschreibung
Um die Jahre 1938 bis 1958 geht es in Manfred Peter Heins autobiographisch grundierter Erzählung Fluchtfährte (1999), jenem Buch, das man nicht genug - freilich auch: nicht diskret genug - feiern kann (Adolf Muschg). Die Nördliche Landung setzt 1958 mit Heins Übersiedlung nach Finnland ein und führt bis ins Jahr 1961. Dass er in diesem Land an der nördlichen Peripherie Europas auf Dauer leben würde, war in jenen drei Jahren noch keineswegs ausgemacht. Aber die Leitlinien der künftigen Existenz werden sichtbar: Das Schreiben und das Übersetzen. Nicht als Erinnertes und Erfundenes mischende Erzählung, sondern als Bericht bezeichnet Hein seinen neuen Text. Als Emigrationsbericht könnte man ihn auch lesen, als Bericht eines sich fremden Fremdlings auf fremden Terrain. Geschrieben ist die Nördliche Landung in einer beeindruckenden Kunstprosa mit erstaunlichen syntaktischen Fügungen und immer wieder überraschenden und überzeugenden Wortfindungen. Der rhapsodische Stil mit genau erwogenen Rhythmen erweist seine Schönheit vor allem beim lauten Lesen. Um Migration und Identität geht es in der Nördlichen Landung. Das Berichtete fügt sich zum Porträt eines jungen Mannes, dem am Ende nichts anderes blieb, als ein Künstler, ein Dichter zu sein.
Autorenportrait
Manfred Peter Hein wurde 1931 in Darkehmen/Ostpreußen geboren, studierte Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Finnougristik in Marburg, München, Helsinki und Göttingen und lebt seit den fünfziger Jahren in Finnland. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, Prosa, und Essays. Außerdem ist er als Übersetzer und Herausgeber tätig. Für seine Gedichte und Übersetzungen wurde er mit renommierten deutschen und internationalen Literaturpreisen geehrt, zuletzt 2006 mit dem Rainer-Malkowski-Preis.