Beschreibung
E.T.A. Hoffmanns Warschauer Jahre, 1804-1807, finden in der Forschung wenig Beachtung. Hoffmann soll hier als Schriftsteller verstummt sein, sei dort ausschließlich Komponist und Maler gewesen. Die vorliegende Studie meldet Zweifel an und zeigt zudem auf, dass Warschau eine Inspirationsquelle späterer Werke des Dichters gewesen ist. Das Erscheinen Napoleons 1806 versetzte die Polen in eine patriotische Trance, mit Maria Walewska als ihre Botschafterin an der Spitze. Hoffmann konnte vor Ort die Macht von Passion und Illusion studieren. Des Weiteren wird einer Stadtlegende nachgegangen (Hoffmann erscheint darin als seine eigene Karikatur), seine Beziehung zu Zacharias Werner sowie die Novelle Das Gelübde werden im Kontext des polnischen Freiheitsphantasmas analysiert, ebenso Hoffmanns >Körperleben< und seine Umsetzung im Werk. So erscheint Hoffmanns Warschauer Zeit in einem neuen Licht, zuweilen auch im Zwielicht - sein Werk als Vorwegnahme unserer hybriden real-virtuality-Zeit.
Autorenportrait
Peter Lachmann studierte Philosophie, Germanistik, Slavistik und Theaterwissenschaft. Übersetzer polnischer Literatur ins Deutsche und vice versa. Zweisprachiger Lyriker und Essayist, Hörspielautor und DokuFilmer. Er leitete zusammen mit der Schauspielerin Jolanta Lothe über 30 Jahre als Regisseur, Bildgestalter und Dramaturg das experimentelle Videotheater Poza in Warschau (1985-2016), in dem auch E.T.A. Hoffmanns polnische Jahre thematisiert wurden. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über Hoffmann, etwa als Herausgeber von DurchFlug. E.T.A. Hoffmann in Schlesien (2011), für die ihm 2019 die E.T.A. Hoffmann Medaille der Bamberger E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft verliehen wurde.