Beschreibung
Lügen und Erleuchtungen zeigt Fallbeispiele zur "Inspiration" von fünf Komponisten - Richard Wagner, Gustav Mahler, Wilhelm Furtwängler, Richard Strauss und Alban Berg. In der Rezeptionsgeschichte ihrer Werke nahmen deren eigene Narrative zu jeweiligen Epiphanien eine wichtige Rolle ein: so wurde das Finale von Mahlers Zweiter Sinfonie angeblich aus "blitzschlagartiger" Eingebung während der Beerdigung Hans von Bülows geboren, während Alban Bergs Violinkonzert vermeintlich seine direkte Antwort auf den tragischen Tod von Alma Mahlers Tochter war. Chris Walton wirft einen Blick hinter diese Geschichten und beleuchtet vielmehr die Doppelrolle der Komponisten als Schöpfer und Kommentatoren des eigenen Werks. Er legt damit die Risse und Widersprüche innerhalb dieser Künstlerbekenntnisse offen und zeigt, wie die vermeintlich außerhalb der Rationalität liegende Welt kreativer Inspiration sich mit der höchst rationalen von Geld und Politik überschneidet. Häufig drängt der Komponist, wie Walton aufzeigt, seinem Publikum eine Interpretation seines Werkes und dessen Genesis auf, die ebenso oberflächlich ist wie die eigentliche Partitur komplex. Diese Untersuchung versucht zu zeigen, warum.
Autorenportrait
Chris Walton ist Dozent für Musikgeschichte an der Musikhochschule Basel und leitet ein Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds an der Hochschule der Künste Bern. Er wohnt in Solothurn und Törbel in der Schweiz.