Beschreibung
Serhij Zhadan erzählt von den Wunden der Gesellschaft in der Ostukraine. Serhij Zhadan: Eine kraftvolle Stimme erzählt aus der Ukraine. Serhij Zhadan gilt als Rockstar unter den ukrainischen Autor*innen. In seinen Romanen und Gedichten singt er ein poetisch kraftvolles Lied auf seine Heimatstadt Charkiw und auf das Leben in der Ostukraine. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern seiner Band Zhadan i Sobaky unterstützt er seit Jahren die Menschen in den Kriegsregionen der Ukraine. In Laufen ohne anzuhalten erzählt er aufwühlend von einem Krieg, der in der westlichen Öffentlichkeit bis zum Einmarsch von Russlands Truppen im Februar 2022 fast schon wieder vergessen war. Es schien, als warteten alle auf etwas, als wüssten sie, dass Ruhe und Frieden, die sich in den letzten Tagen plötzlich über die Stadt gelegt hatten, nicht lange halten würden. Ein Ort in der Ostukraine, ein Tag im Leben eines jungen Mannes, eine folgenschwere Entscheidung: Er wird in den Krieg ziehen - doch wie nehmen Familie und Freunde diese Nachricht auf? Vom Taufpaten über die ehemalige Lehrerin bis zur Ex-Frau: In seinen folgenden Begegnungen kommen die Wunden der Menschen in diesem Landstrich zum Vorschein, die zugleich die Wunden der ukrainischen Gesellschaft sind. Mit großer Unmittelbarkeit und poetischer Kraft schildert Serhij Zhadan die Psyche seines Landes und rückt damit die menschliche Dimension dieses Krieges in den Mittelpunkt. Der Hagere liebte diese Jahreszeit - im Sommer sah die Stadt nicht so traurig aus, sanft verbarg das Grün die alten Mauern der Gebäude und die blutig-rostigen Rohre der ehemaligen Produktionsstätten. Viel Staub, viele Maulbeerbäume. Wenn man einen Apfel vom Boden aufhob, knirschte fröhlich Sand zwischen den Zähnen und ringsumher roch es nach Flusswasser. In diesem Jahr aber war alles anders, auch das Grün erregte Misstrauen: Wer mochte sich dort verstecken, was darin zu finden sein. Sabine Stöhr übersetzte den Text aus dem Ukrainischen. ********************************************************* In der bibliophilen Reihe von Haymon erschienen auch: Sabine Gruber: Zu Ende gebaut ist nie Michael Köhlmeier: Drei Depeschen gegen den Krieg Christoph W. Bauer: orange sind die äpfel blau Nora Gomringer, Marco Grosse, Annette Hagemann, Ulrich Koch, Klaus Merz: Flüsterndes Licht - Ein Kettengedicht Xaver Bayer: Atlas Sabine Gruber: Am Abgrund und im Himmel zuhause Paul Fröhlich: Vermischte Erinnerung Klaus Merz: Im Schläfengebiet Sabine Gruber: Am besten lebe ich ausgedacht ***************************************************************************
Autorenportrait
Serhij Zhadan wurde im ostukrainischen Gebiet Luhansk geborgen und lebt in Charkiw. Seit 1991 gehört er zu den prägenden Stimmen der jungen ukrainischen Literatur. Er debütierte als 17-Jähriger und veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und Romane, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, darunter zuletzt Die Erfindung des Jazz im Donbass, Mesopotamien, Warum ich nicht im Netz bin. Gedichte aus dem Krieg und Internat. Für Die Erfindung des Jazz im Donbass wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum Buch des Jahrzehnts. Im Haymon Verlag erschien 2016 Serhij Zhadans Erzählung Laufen ohne anzuhalten in bibliophiler Ausstattung. Sabine Stöhr übersetzte den Text aus dem Ukrainischen.