Beschreibung
Eine der Kernfragen auch der gegenwärtigen Erkenntnis- und Wissenstheorie lautet, wie im menschlichen Wissen Wirklichkeit entsteht. Was meinen wir, wenn wir sagen, wir hätten etwas erkannt und wüssten es? Wissen ist ein Ergebnis von Erkennen. Von Gewissheit sprechen wir, wenn wir von der Wahrheit des Erkannten überzeugt sind. Wie aber sprechen wir sinnvoll von Wahrheit, wenn wir der Annahme einer durch das Sein selbst garantierten Übereinstimmung zwischen Gegenstand und Aussage kein Vertrauen mehr schenken? Die moderne Kritik der Möglichkeitsbedingungen von Wissen hat zu der Einsicht geführt, dass Aussagen keine Abbilder des zu Erkennenden sind, sondern mit Voraussetzungen geladene Artefakte: geladen mit epistemischen und praktisch-sozialen Voraussetzungen, Bedürfnissen und Interessen sowie mit Einstellungen zu Propositionen – Einstellungen des Meinens, Glaubens und Überzeugtseins, des Wünschens und Befürchtens. Wissen entsteht ‘nach Menschenmaß’ in Konstellationen des Repräsentierens, in Wissensordnungen, in Wissenskulturen.
Autorenportrait
Der Herausgeber: Hans Jörg Sandkühler, seit 1971 Professor für Philosophie in Gießen, von 1974 bis 2005 an der Universität Bremen; Leiter der Deutschen Abteilung Wissenskulturen, Transkulturalität, Menschenrechte des europäischen UNESCO-Lehrstuhls für Philosophie (Paris); Forschungsschwerpunkte: Epistemologie, Rechtsphilosophie und Staatstheorie. Herausgeber der Enzyklopädie Philosophie (1999).