Beschreibung
Selbst guten Kennern von Hildesheimers Leben und Werk war und ist weitgehend unbekannt, was genau ihn beschäftigte, bevor er 1950, scheinbar aus purem Zufall, zu schreiben begann und umgehend literarische Erfolge feierte. Hildesheimers Briefe an die Eltern, eine erstklassige Quelle, erhellen nicht nur das Dunkel dieser Frühzeit, sondern auch seine weitere, bislang weitgehend unbekannte Entwicklung. Beginnend mit einer Schiffsreise des angehenden Studenten nach London 1937 und endend mit dem Tod der Mutter 1962, bieten die erhalten gebliebenen 507 Briefe ein so aufschlussreiches wie aufregendes Tagebuch in Briefform über einen Zeitraum von 25 Jahren. Wichtige Stationen sind das Studium in England, der Aufenthalt in Palästina während des Weltkriegs, die Tätigkeit als Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen und der Weg ins Rampenlicht der deutschen Literaturszene als Autor und Übersetzer. In diesen Briefen spiegelt sich aber auch eine Epoche großer politischer Umwälzungen sowie tiefgreifender Entwicklungen in der internationalen Kultur und Kunst, die Hildesheimer als bildender Künstler aufmerksam verfolgte und denen er wichtige Impulse für sein schriftstellerisches Werk verdankte.
Volker Jehle, einer der besten Kenner von Hildesheimers Werk, Editor und Monograph des Autors, hat sämtliche erhaltenen Briefe chronologisch geordnet und die ihnen zugrunde liegenden biographischen Fakten und Ereignisse in akribischer Recherche ermittelt.
Rezension
»Hildesheimers Briefe an seine Eltern sind mehr als eine Ergänzung zur Lebensbeschreibung. Sie bilden ein eigenständiges biographisches Panorama, zumal Volker Jehle die 507 Briefe mit einem aufschlussreichen Apparat versehen hat ... Jehles Anmerkungen kann man als Parallelerzählung zu den Briefen lesen.«
»Die Briefe ermöglichen einen detaillierten Einblick in wichtige Lebenssituationen und Schaffensperioden.«
»Die Edition ist ein spannend zu lesendes Tagebuch, ein Dokument der Selbstreflexion bis hin zum Blick auf das Nachkriegs-Deutschland, als Hildesheimer als Kommentator der Nürnberger Prozesse arbeitet, und sie zeigt, welche Strategien Hildesheimer verfolgte, sowohl idealistischer wie auch pragmatischer Natur.«
»Was auf fast 1600 Seiten aufgefächert wird, ist ein Panorama der Zeitgeschichte, besonders der Kultur- und Sozialgeschichte der deutschen Nachkriegsära, ein 25 Jahre spiegeldes Tagebuch in Briefform, das die Genese eines Künstlers mit ihren Brüchen, Zweifeln, Erfolgen, Misserfolgen ... in seltener Vollständigkeit dokumentiert, ein Entwicklungsroman in Briefen ...«
»Über die frühen Jahrzehnte Hildesheimers war wenig bekannt; das hat sich nun grundlegend geändert. Dank Jehles Kommentierung finden sich eine Fülle von Neuigkeiten und Kuriositäten. Überhaupt sind diese Briefe ein Geschenk.«
» ... äußerst genau, klug und detailliert kommentiert... Die Lektüre in Hildesheimers Briefen an die Eltern ist ein kurzweiliges, bildendes Vergnügen.«
Leseprobe
Leseprobe