Beschreibung
Im 17. Jahrhundert wurden neue Methoden des Ideologietransfers und neue überkonfessionelle Nationenkonzepte entwickelt, die die Zukunft des modernen Nationalismus prägen sollten. So wenig aber nationalistische Argumentationsmuster in dieser Zeit zwangsläufig Staatsbildungsprozesse unterstützten, so wenig waren sie als Allheilmittel bei konfessionellen Konflikten brauchbar. Das Buch beschäftigt sich am Beispiel der Schweiz mit den reformierten sowie den katholischen Ansätzen zur Konstruktion einer konfessionell ausgerichteten eidgenössischen Sakralnation. 'Unsere eydtgenössischen Stiefbrüder', so nannten katholische Schweizer ihre reformierten Landsleute seit dem späten 16. Jahrhundert. Diese Metapher drückte ein ambivalentes Verhältnis aus, sie beschrieb Nähe und Entfremdung zugleich. Der Autor geht den Gründen für die interkonfessionelle Sprachlosigkeit ebenso nach, wie er die Versuche analysiert, sie mithilfe neuer nationaler Mythologien zu überwinden. Dabei wird die Eidgenossenschaft nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines europäischen Ideenmarktes, dessen Spielregeln Ende des 17. Jahrhunderts einen markanten Wandel durchliefen.