Beschreibung
Der in Mähren geborene (1871) und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Otto Wagner von 1894-98 ausgebildete Architekt Hubert Gessner war der maßgebende Architekt der Bauten der österreichischen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Zwischen 1901 und 1934 errichtete er sämtliche wichtige Bauten für die Austromarxisten (u. a. Arbeiterheim Favoriten, Wien, 1901; Partei- und Verlagsgebäude Vorwärts, Wien, 1909; Hammerbrotwerke, Schwechat, 1909; Lassalle-Hof, Wien, 1924; Reumann-Hof, Wien, 1924; Arbeiterkammer, Linz, 1928; Arbeiterkammer, Graz, 1929). Maßgebend war er vor allem mit seiner Suche nach einem adäquaten Baustil für die fortschrittsorientierte Arbeiterpartei, deren Machtstreben er in seinen Bauten reflektierte, indem er auf aristokratisches und großbürgerliches Architekturvokabular zurückgriff. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie bot ihm darüber hinaus die Möglichkeit auf ihrem weitläufigen Gebiet, zahlreiche Bauten zu errichten (Amtsgebäude für die Sparkasse, Czernowitz, 1899; Krankenkassengebäude, Brünn, 1903; Mährische Landesirrenanstalt, Kremsier, 1905). Seine eigene Villa in der Sternwartestraße in Wien (1907) zählt - obwohl er nicht Mitglied der Secession war - zu den schönsten secessionistischen Bauten der Stadt. Zwischen 1905 und 1912 war Hubert Gessner gemeinsam mit seinem Bruder Franz tätig. Vor allem als Schöpfer des gültigen Typus des großen Wiener Gemeindebaues der Zwischenkriegszeit (Superblocks) ist sein Werk von großer architekturhistorischer Bedeutung. Da seine Bauten Zeugen und Teil der Geschichte der Monarchie und vor allem der Ersten Republik sind, kommt ihnen auch eine außergewöhnlich große geschichtliche Bedeutung zu.