Beschreibung
Dass wir in einer post-säkularen Welt leben, ist allenfalls die halbe Wahrheit. In vieler Hinsicht sind wir noch nicht wirklich in einer säkularen Welt angekommen. Religionen spielen nach wie vor eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft. Dass das nicht nur eine gute Sache ist, zeigt sich täglich. Religionen können das Beste in Menschen hervorrufen, aber sie auch zum Schlimmsten verführen. In vieler Hinsicht ist es daher ein Gewinn, nicht mehr in einer religiös dominierten, sondern in einer säkularen Gesellschaft zu leben, in der Religionsfreiheit als Grundrecht gilt. Ingolf U. Dalferth plädiert dafür, dem gegenwärtigen Abgesang auf die Säkularisierung und der modischen Ausrufung einer neuen postsäkularen Religionsepoche aus theologischen Gründen kritisch gegenüber zu stehen. Von Anfang an hat der christliche Glaube einen entscheidenden Beitrag zum Weltlichwerden der Welt und zur Kritik von Religion, Religionen und Religiosität geleistet. Ihm geht es um die Orientierung an Gottes Gegenwart in allen Lebensvollzügen, jenseits der gängigen religiösen Formen und oft in Abgrenzung gegenüber ihnen. Die Orientierung an letzter Gegenwart und damit an vorgängiger Transzendenz in der Immanenz einer säkularen Welt lässt die Alternative zwischen religiösem und nichtreligiösem Leben hinter sich. Andere Unterscheidungen wie die zwischen göttlich/weltlich, transzendent/immanent, Vernunftglaube/Glaubensvernunft, Glaube/Unglaube werden wichtiger. Der Autor untersucht die Grundunterscheidungen dieser christlichen Lebensorientierung.
Autorenportrait
Geboren 1948; 1977 Promotion; 1982 Habilitation; Professor emeritus für Systematische Theologie, Symbolik und Religionsphilosophie an der Universität Zürich; seit 2008 Danforth Professor of Philosophy of Religion an der Claremont Graduate University in Kalifornien.