Beschreibung
'Hofmannsthal hatte die große Gabe dichterischen Erinnerns, das zurückzufassen vermochte bis an Quellen des Lebens; seine Spanne reichte vom eben durchlebten Tag in der habsburgischen Doppelmonarchie, und dann in ihrem Trümmerreich, zurück über das Venedig der Renaissance in die griechische Stadt- und Inselwelt und den in ihrem Grenzbereich aufschimmernden Orient. Der Inbegriff seines Erinnerns war Pietät, ein inneres Verhalten, das uns bis auf den Begriff für eine Zeit zu entschwinden droht. Ihm war der Zusammenhang allen Geistes noch bewußt, er entdeckte eine Welt von >Bezügen< und suchte sie erkennbar zu machen, weil ihr Reichtum und ihre Schönheit ihn zu der ihr angemessenen Sprache bewegten. Das Urteil über ihn wird nicht von denen geprägt werden, die ihn als >Ästheten< mißverstanden, sondern von denen, die ihn mit derselben Pietät betrachteten, welche sein Teil war.' Max Rychner
Autorenportrait
Hugo von Hofmannsthal, 1874 in Wien geboren, gewann mit seinen Gedichten und Dramen schon in jungen Jahren hohes Ansehen. Nach der Jahrhundertwende wandte sich Hofmannsthal vom Ästhetizismus ab und begann eine intensive Auseinandersetzung mit der europäischen Literaturtradition. Mit seinen Dramen, u.a. 'Jedermann', und seinen Opernlibretti für Richard Strauss, u.a. 'Der Rosenkavalier' und 'Ariadne auf Naxos', wurde er weltberühmt. Er starb 1929 in Rodaun bei Wien.