Beschreibung
Unsere bestehenden Schriftsysteme gehören zu den bedeutendsten soziokulturellen Errungenschaften - die Schrift beeinflusste sowohl unser Denken als auch Handeln massgeblich, kein technischer Fortschritt wäre möglich gewesen. Die aktuellen technologischen Veränderungen - Internet der Dinge, Industrie 4.0, KI - erfordern aber einen strukturellen Wandel, der sich in der Art und Weise, wie wir denken, kommunizieren und produzieren, niederschlagen wird. Mit diesem Positionspapier eröffnet der Autor den längst uberfälligen Diskurs hinsichtlich der aktuell gängigen Praxis im Bereich der Gestaltung von Schrift. Er kritisiert dabei die offenkundige Diskrepanz zwischen der stetig zunehmenden Anzahl an formellen Neuinterpretationen von Schriftzeichen einerseits sowie der mangelnden strukturellen Reflexion des lateinischen Zeichensystems. Christian Stindl begibt sich auf die Suche nach dem Wesen der Schrift der Zukunft. Er hinterfragt ihre heutige Relevanz und prognostiziert gleichsam den Untergang des lateinischen Zeichensystems. Ein grundsätzliches Umdenken seitens der Schriftgestalter sowie eine notwendige Neuausrichtung dieser Disziplin sind daher seiner Ansicht nach unbedingt erforderlich. Das Kapitel 'Script 1.0 - Kalligrafie' beschäftigt sich mit dem Prozess des Schreibens und erläutert das Verhältnis von Schreibbewegung und -werkzeug. 'Script 2.0 - Typografie' erörtert die verschiedenen Arten des Beschreibens von Schriftkonturen sowie ihr jeweiliger Einfluss auf die entsprechende Schriftform eingehend. 'Script 3.0 - Metatypografie' zeigt innovative digitale Werkzeuge zur Erzeugung von Schrift und ihre Herausforderungen fur Schriftgestalter. 'Script 4.0 Hypertypografie' bietet schliesslich einen Ausblick auf die zu erwartenden Auswirkungen auf das bestehende Schriftsystem einerseits sowie auf die zukunftige Tätigkeit des Schriftgestalters andererseits.
Autorenportrait
Christian Stindl (*1978) studierte von 2003 bis 2006 Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Typografie an der Hochschule fu¨r Gestaltung und Kunst in Basel. Von 2007 bis 2013 war er als Projekt- und Teamleiter fu¨r HG Merz Architekten Museumsgestalter in Stuttgart fu¨r die grafische Gestaltung diverser Dauer- und Wechselausstellungen, Leit- und Orientierungssysteme sowie Drucksachen verantwortlich. Seit 2013 ist er als Lehrbeauftragter fu¨r den Themenbereich Schrift und Raum sowie seit 2019 als Vertretungsprofessor fu¨r das Fachgebiet Medienproduktion an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort tätig. Daru¨ber hinaus leitet er als selbstständiger Grafikdesigner das Bu¨ro Heimathafen in Köln mit den Tätigkeitsschwerpunkten in der Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen, Leitsystemen, Bu¨chern, Erscheinungsbildern sowie Schriften.