Beschreibung
ANRISS: IRAN UND DIE PSYCHOANALYSE
Iran ist ein Land in der Übergangsphase, das weder komplett traditionell noch vollkommen modern ist. Seit fast 150 Jahren ist eine Diskussion zwischen der Modernität und der Tradition zu beobachten. Eine wichtige Säule der Modernität ist die Psychoanalyse. Ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft des Irans ist entscheidend. Viele Vordenker, Schriftsteller, Dichter, Künstler, Geisteswissenschaftler, Psychologen und Psychiater haben großes Interesse an der Psychoanalyse im Iran.
Diese Sondernummer des RISS kann eine Kulturbücke zwischen dem Iran und den deutsch-sprachigen Ländern sein, errichtet mit Bausteinen der Psychoanalyse. 12 Autoren, Analytiker, Psychiater, Kultur- und Medienwissenschaftler – die meisten davon leben im Iran oder sind ausgewandert – ermöglichen durch ihre Beiträge, sich Vorstellungen über Kultur und Geschichte dieses Landes zu machen, das seit langem von Vorurteilen und ökonomischen Interessen seitens westlicher Mächte besetzt worden ist. Die Heterogenität der iranischen Kultur zeigt sich in ihrem Verhältnis zur Freud’schen Psychoanalyse, während die Lacan’sche noch wenig bekannt ist. Besonders interessante Fragen entstehen, wenn die iranische Mythologie mit psychoanalytischen Konzepten, z.B. dem Ödipuskomplex, konfrontiert wird.
INHALT
Zwei Editorials (Peter Widmer und S. Hossein Modjtahedi)
I. Teil: Mythologie und Gesellschaft
Gespräch mit Ali Fooladin u?ber Iranische Mythologie, Geschichte und Psychoanalyse
Mehrdad Arabestani: Ausschau halten nach dem Herrn: der Vorrang des Diskurses der Hysterie im Iran
Kathy Zarnegin: Iran fu?r Fortgeschrittene
II. Teil: Literatur, Kunst und Geschichte
Kamran Alipanahi: Ödipalisierung der Liebe.Von Wis und Ramin bis Tristan und Isolde
S. Hossein Modjtahedi: Analyse der Phantasie in den Gedichten von Hafiz aus psychoanalytischer Sicht
Farideh Eisavand: Die Erzählung eines Zwanghaften. Eine psychoanalytische Lektu?re von Die blinde Eule
Hassan Makaremi: Das Unbewusste und das Herz
Dariush Baradari: Der Film Santuri und seine Inszenierungen des Phallus und des Phantasmas
Vahid Mihanparast: Libidinöses Sein in Persepolis. Eine archäoanalytische Perspektive
III. Teil: Ein besonderer Fokus: Die Psychoanalyse an der medizinischen Universität Tehran
Arash Javanbakht, Mohammad Sanati: Psychiatrie und Psychoanalyse im Iran
Mohammed Sanati: Psychoanalyse und Ethik
Annex:
Peter Widmer: Herz und Zunge. Zum Gru?ndungsmythos des Koran
Abstracts (d/f/e), Schlu?sselwörter, Autoren