Beschreibung
»Letztendlich geht es bei Verica Tri?kovi? durchgehend um das Selbstbegreifen und um das Selbstartikulieren der Welt gegen die Unmöglichkeit des Begreifens und des Sprechens.«
Dies sagt treffend Olga Martynova über Verica Tri?kovi?s Gedichte und Texte. Die in Mazedonien geborene und in den Kriegswirren mit ihren Kindern nach Deutschland emigrierte Autorin wählte inzwischen Deutsch als ihre Sprache. Mit um | schrift, erscheint nun ihr erster Band im gutleut verlag, reihe staben [band 21].
»Als werfe jemand einen Stein in dich / als wärst du Wasser / in dem Kreise aufwirbelt ein geworfener Stein / in Bewegung setzt / sich in dir verirrt verliert« heißt es im titelgebenden Gedicht um | schrift. In sieben sehr unterschiedlichen Kapiteln ist der Band um | schrift eine Collage von Wandlungen, die sich vielstimmig in einer Wechselwirkung mit Wirbeln eines Sprachuniversums bewegt. Die Gedichte handeln von Unmöglichem wie von Möglichem, von ineinandergreifenden inneren und äußeren Veränderungen, vom Sprach- oder Namenswechsel, vom Verlust, von Herkunft und Dazugehören, vom Fall und Zufall, Krieg und Umbruch, von Versöhnung, vom Abschied im weitesten Sinne, vom Begreifen. Wie im Gedicht nachschrift: »das ist das Unsere wir richten uns ein / über uns die Mauer an der wir hängen / wir sind Akrobaten jeder an seiner Seite / das schaut aus als würden wir Eins / wir sind weil wir gehen«.
»fern vom Körper / bin Vorstellung notiere vonnöten unwiederbringliche Dinge / das ist die Falle in der ich mich gewaltig verziehe« [Aus um | kehr 1]
Das Lesen dieser Gedichte wird zu einem Sich-Hineinbegeben, die lesende Person wird in die Kreise mit hineingenommen und am Ende mit einem Sich-erfahren-und-die-Sprache-und-die-Welt belohnt.
»du Ilina all dieses Wirken diese Regung / den Füller in die Tinte die Zunge / der Fluss hielt uns am Leben er hieß Sprache / das war unsererer Hunger ist unser Brot« [Aus um | bruch].
Kreise, die einander treiben, miteinander verbunden sind, denn nichts steht hier für sich allein, das Erfahrene wie das Erträumte, »all das vermischt sich«. Ein erster Stein wird geworfen – ob ums Schreiben oder um das Umschreiben, oder um beides – was wird umgeschrieben, wer schreibt was um, was ist erinnert, was imaginiert – hier werden die Lesenden herausgefordert, Antworten für sich zu finden.
Stevan Tonti? schrieb: »Die Gedichte von Verica Tri?kovi? zeichnen sich aus durch eine dichte, enthaltsame Diktion, dem Schweigen nah. Da, an der Grenze des Sprechens und des Schweigens, des Lärms und der Stille, entsteht das Schwingen ihrer lyrischen Stimme.«