Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, Note: 1,3, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die nützlichste und die am wenigsten fortgeschrittene unter allen menschlichen Kenntnissen scheint mir die vom Menschen zu sein [] (Rousseau, 1998, S.21). Mit dieser Feststellung beginnt Rousseau das Vorwort zum zweiten Diskurs und macht gleichzeitig den anthropologischen Charakter seiner Abhandlung unmissverständlich klar. Er erwähnt ein wichtiges und schwieriges Gebot, welches als Tempelstele in Delphi niedergeschrieben ist. Es lautet: Erkenne dich selbst (Rousseau, 1998, S.22 u. 161)! Diese elementare athropologische Aufforderung ist das Ziel seiner Arbeit und beschreibt gleichzeitig den gesellschaftskritischen Hintergund seiner Abhandlung, indem er aufzuzeigen versucht, was den Menschen abzüglich aller gesellschaftlichen Umstände und Einflüsse ausmacht. Rousseau versucht weiterhin das Wesen des Menschen historisch zu begreifen. Mit seiner spekulativ-philosophischen Vorgehensweise unternimmt er das Experiment - in dem er aus dem homme civil unter Subtraktion all dessen, was die historische Entwicklung im Laufe der Zeit mit sich gebracht hat - den Menschen in den Naturzustand zurückzuführen (Müller, 1997, S. 33f). Methodisch möchte Rousseau aufzeigen, was zur eigenen Substanz des Menschen gehört und was im Vergleich zu diesem anfänglichen Zustand durch gesellschaftliche Umstände und Fortschritte hinzugefügt bzw. verändert wurde. Rousseau geht bis in den fiktiv-rekonstruierten Naturzustand zurück, um das Wesen des Menschen unverfälscht untersuchen zu können. Denn wie will man die Quelle der Ungleichheit unter den Menschen kennen, wenn man nicht zuerst die Menschen selbst kennt (Rousseau, 1998, S.21)?