Beschreibung
Seit Jahren zieht Lateinamerika internationale Aufmerksamkeit auf sich, und zwar nicht nur als Drehpunkt von Widerstandsbewegungen, sondern auch als "Zukunftswerkstatt" bei der Suche nach alternativen Lebens- und Organisationsformen. In Bolivien z.B. erreichte die historisch diskriminierte indigen-bäuerliche Bevölkerung mit ihrer Forderung nach einem neuen dekolonialen Entwicklungs- und plurinationalen Staatsmodell, das eine gleichwertige Koexistenz der unterschiedlichen kulturellen Gruppen anstrebt, eine Veränderung in den politischen Kräfteverhältnissen zu ihren Gunsten, die sich in dem partizipativ erarbeiteten Verfassungstext von 2009 niederschlug. In ihrem Buch untersucht Isabella Radhuber in wirtschaftspolitischer Hinsicht, inwiefern das vorgesehene plurale Wirtschaftsmodell bisher umgesetzt werden konnte. Sie erforscht die neue materielle Grundlage des Staates anhand der Staatsfinanzen sowie der Rolle der natürlichen Ressourcen - besonders des aktuell vorherrschenden Erdgassektors - und zeigt Erfolge sowie aktuelle Spannungsfelder auf: darunter jenes zwischen der extraktivistischen Wirtschaftstendenz und dem plurinationalen Staatsprojekt, das derzeit neue indigene Widerstandsbewegungen auslöst.