Beschreibung
Sprachkontakt im Kontext von Migrationsbewegungen stellt aus linguistischer Perspektive ein hoch aktuelles Thema dar, welches gerade im hispanoamerikanischen Raum und der Diskussi-on um Plurizentrik und Sprachnormen von großem Interesse ist. Als Land, das stark von inter-nen Migrationsbewegungen gekennzeichnet ist, eröffnet Peru zahlreiche Perspektiven und lohnenswerte Forschungsansätze in den Bereichen der Kontakt-, Varietäten-, Sozio- und Mig-rationslinguistik. Insbesondere die städtischen Ballungsräume, wie Lima und Arequipa, haben sich zu hybriden Zentren entwickelt, in denen täglich diverse Bevölkerungsgruppen aufeinan-dertreffen, wodurch sich neue Kontaktvarietäten und innovative kommunikative Strategien herausbilden. Zwischen Küsten- und Andenregion gelegen und geprägt durch einen hohen Anteil an Einwander:innen aus den peruanischen Anden, stellt die Provinz Arequipa ein be-sonders spannendes Untersuchungsgebiet dar. Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, das gesprochene Spanisch in der Provinz Arequipa zu beschreiben und die lokalen Varietäten innerhalb des Varietätenspektrums des Spanischen zu positionieren. Die Studie geht der Frage nach, inwiefern die Sprache ausge-wählter sozialer Gruppen durch Charakteristika andiner Varietäten geprägt ist und nimmt vier Bevölkerungsgruppen in den Blick: lokal ansässige bilinguale Sprecher:innen (L1=Quechua, L2=Spanisch) im ländlichen Distrikt San Juan de Tarucani, bilinguale Einwander:innen (L1=Quechua, L2=Spanisch) aus der Provinz Chumbivilcas (Cuzco), die sich in den sog. pue-blos jóvenes des städtischen Distrikts Cayma niedergelassen haben sowie monolinguale Spa-nischsprecher:innen im ländlichen Distrikt Polobaya und im städtischen Gebiet Yanahuara. Die Untersuchung basiert auf Leitfadeninterviews mit 64 Sprecher:innen. Alle Interviews wurden im Zeitraum zwischen 2014 und 2016 erhoben und im Anschluss transkribiert und annotiert. Aussagekräftige linguistische Variablen aus den Bereichen Phonetik/Phonologie und Morphosyntax wurden mit extralinguistischen Variablen in Bezug gesetzt und qualitativ, z.T. auch quantitativ ausgewertet. Als zentrales Ergebnis ist festzuhalten, dass andine Merkmale nicht nur das Spanische der bilingualen Sprecher:innen kennzeichnen, sondern auch in die Sprache der monolingualen Bevölkerung Eingang gefunden haben. In Bezug auf die Anzahl der Sprecher:innen, die andine Merkmale aufweisen, und der Frequenz der untersuchten Cha-rakteristika lassen sich sprachliche Kontinua zwischen den Sprechergruppen aufstellen.