Beschreibung
Im Gegensatz zum Œuvre mancher Weggefährten aus der Zeit der Grazer Gruppe nimmt sich das Werk des Grazer Schriftstellers Klaus Hoffer nahezu verschwindend aus. Weil sich ihm, wie er immer wieder behauptet, das Schreiben 'hartnäckig verweigert', existieren bislang nicht viel mehr Zeugnisse als der Roman Bei den Bieresch, die Erzählung Am Magnetberg, einige literaturtheoretische Arbeiten und in den 'manuskripten' veröffentlichte Romanfragmente.
Allerdings hat Klaus Hoffer mit dem Bieresch-Roman, dessen erster Teil Halbwegs 1979 herauskam und dem vier Jahre später der zweite Teil Der große Potlatsch nachfolgte, den Lesern einen Klassiker zu Lebzeiten beschert. Urs Widmer behauptete 1993 in der 'manuskripte'-Preisrede für seinen Kollegen wahrscheinlich zu Recht, Hoffer habe mit den Bieresch eines der Bücher geschrieben, 'die später einmal aus dem Staub des Jahrhunderts herausragen werden'. Dieses Lob trifft auch den Nerv der Literaturkritik, die Hoffers Erzählung über die wuchernde Geisteswelt einer in der Provinz abgeschieden lebenden 'abstrusen Ethnie' – eben der Bieresch – ausnahmslos mit Begeisterung aufnahm.
Hanns Josef Ortheil etwa zählt den außergewöhnlichen, weil geistreichen und zugleich skurrilen Roman neben Wolfgang Hildesheimers Marbot und Gerold Späths Commedia zu den 'drei Meisterwerken postmoderner Haltung' innerhalb der deutschsprachigen Literatur. Auffallend wenige literaturwissenschaftliche Arbeiten wagten sich über Hoffers rätselvollen Text, nicht zuletzt, weil viele erahnten, dass es die Kapazitäten eines einzelnen übersteigt, in der labyrinthischen Anlage des Romans und in der Fülle der darin verarbeiteten Texte, Diskurse und Mythen auch nur einem Teil der Fährten nachzugehen, die Hoffer so geschickt gelegt hat.
Daher beschränkt sich auch vorliegendes DOSSIER extra auf wenige Themen und Motive; es untersucht Hoffers Text-Methoden intertextuell und dekonstruktivistisch unter Berücksichtigung geografischer, sozialhistorischer, ethnografischer und volkskundlicher Vorgaben.
Das Vorwort stammt von Klaus Hoffer selbst.