Beschreibung
Lange Zeit wurde die Bedeutung des Parameters Zeit in der Architektur vernachlässigt. Ein Gebäude galt als „fertig“, kurz bevor es den Nutzern übergeben wurde. Was im Anschluss in und mit dem Gebäude geschah, lag – abgesehen von Gewährleistungsfristen für die ausgeführten Arbeiten – ausserhalb der Zuständigkeit der Architekturschaffenden.
Vor dem Hintergrund von Klimakatastrophe, Ressourcenknappheit und wachsenden Müllbergen hat jedoch ein Umdenken stattgefunden und der Faktor Zeit spielt nun auch nach Fertigstellung eines Gebäudes eine immer grössere Rolle in der Architektur. Themen wie Zirkularität, Transformation von Bestand, Wiederverwendung und Reparaturfähigkeit bestimmen heute den Diskurs. Allerdings wird die Debatte dabei meist nur rein quantitativ geführt: Es geht um Minimierung von Energieaufwand, Treibhausgas-Emissionen, Materialverbrauch und Abfall. Time Matters geht einen Schritt weiter und hinterfragt, welches ästhetische und poetische Potential diese Transformationsprozesse generieren können. Bereits im Entwurf müssen heute instabile klimatische Bedingungen, sich verändernde Landschaften oder neue Nutzungsmuster antizipiert werden. Der scheinbare Widerspruch eines unbeständigen Kontexts und unser Wunsch, langlebige Gebäude zu schaffen, eröffnet Möglichkeiten für eine neuartige prozesshafte Ästhetik.
Das Buch versammelt sechs Beiträge, die das Verhältnis von Architektur zur Zeit mit Blick auf vergangene, gegenwärtige und zukünftige Szenarien beleuchten, von theoretischen Essays, Mappings, realisierten Interventionen bis hin zu eher spekulativen Projekten. Die Texte werden begleitet durch eine Bildstrecke mit künstlerischen und architektonischen Beispielen.