Beschreibung
Wie entwickelt sich Alfred Döblins miteinander verzahnte Natur und IchPhilosophie zwischen 1912 und 1932, und wie prägen diese sein bislang nur selten in der Forschung berucksichtigtes Epos "Manas"? Diese Kernfragen der vorliegenden Studie mögen zunächst einfach klingen, sind de facto aber sehr komplex. Denn in diesem Zeitalter der Entmetaphysierung im Sinne von Friedrich Nietzsche entwickelt sich eine Vielfalt an alternativen Sinngebungen, zu denen Religionen aus Fernost und Indien - sei es Taoismus, Hinduismus oder Buddhismus - maßgeblich beitragen. Wie andere zeitgenössische Schriftsteller und Intellektuelle setzte sich der als Nervenarzt ausgebildete Autor eingehend mit diesen idealisierten und geradezu ideologisierten Religionen auseinander. Dieses intensive Studium hinterlässt markante Spuren in seiner Denkweise, seinen Philosophemen sowie seinen literarischen Werken, die thematisch miteinander verwoben sind. Die Studie umreißt diese komplexen Verbindungen und versucht zugleich, den Döblinisimus neu zu erschließen und mit dem Poststrukturalismus und der literarischen Postmoderne in Beziehung zu setzen.
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung .............................................................................................
1. Die Krise und Problematik des Ich und der Identitätsfindung
im 20. Jahrhundert .............................................................................
1.1 Das quantitative Wachstum der kapitalistischen Industriegesellschaft
im ausgehenden 19. Jahrhundert als Ursache
fu?r die Dissoziation des Ich ...............................................................
1.2 Das Ich im Paradox: Widerspru?chliche Interpretationen
des Ich jenseits der klassischen Metaphysik und der Transzendenz
1.3 Zusammenfassung: Der ambivalente Charakter
des fru?hen 20. Jahrhunderts ..............................................................
2. Die indischen Religionen als Alternative zur Selbstverwirklichung
fu?r Europa ..............................................................
2.1 Der Hinduismus oder die Religion der latenten Einheit
des Daseins ............................................................................................
2.1.1 Die Existenz der absoluten Wahrheit des Seins
oder das brahman als das Allerhöchste ...........................................
2.1.2 Atman-Lehre: Der Glaube an das diesseitige Individuum
und die Überwindung der Täuschung durch Erkenntnis
des wahren Selbst ................................................................................
2.1.3 Meditation: Eine kontemplative Verwirklichung
des Zugangs zum inneren Ich mit Hilfe der Hypostasierung
der metaphysischen Kraft ..................................................................
2.2 Der Buddhismus oder die Lehre des Ich zu dessen Erlösung .....
2.2.1 Die Anatta-Lehre: Eine Methode zur Erkenntnis der Existenz
des Ich oder Hinwendung zum Anthropozentrismus? ...............
2.2.2 Die buddhistische Meditation: Die individuelle kontemplative
Kraft zur Selbstverwirklichung und zur Erlöschung des Ich –
eine kontrastive Betrachtung zwischen der hinduistischen
und buddhistischen Kontemplation ...............................................
2.2.3 nirvana als Zuneigung zum Nichtssein
oder die ultimative Ruhe in der Zeitlosigkeit? .............................
2.2.4 Exkurs: Ein Überblick u?ber die allgemeine und literarische
Buddhismus-Rezeption in Deutschland von dem Ende
des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts:
Buddhismus als u?berkultureller Rettungsbringer
der verlorenen Seele ............................................................................
3. Friedrich Nietzsches Konzept der Selbstverwirklichung
als einflussreiches Prinzip der Jahrhundertwende
und vom Anfang des 20. Jahrhunderts .........................................
3.1 Ist Nietzsches Rezeption der indischen Philosophie ambivalent?
3.2 Nietzsches Ich-Theorie: Ein philosophischer Versuch,
die perspektivische Lehre der Vielheit des Daseins
zu verku?nden oder ein Exempel der ewigen Selbstdestruktion?
3.3 Das Ähnliche der Unähnlichkeit: Eine vergleichende Untersuchung
bestimmter Lehren von Hinduismus, Buddhismus
und Nietzsche ......................................................................................
3.3.1 Der Übermensch als europäischer Arahant oder Brahmane? ....
3.3.2 Der Wille zur Macht im Vergleich zum buddhistischen
Nicht-Selbst und dem ewigen Selbst des Hinduismus ................
3.3.3 Die Ewige Wiederkunft des Gleichen als Desillusionierung
des hinduistischen und buddhistischen nirvana sowie
der Wiedergeburtslehre .....................................................................
4. Alfred Döblins naturphilosophische Selbst-Theorie bis 1927:
Einheit in der Disharmonie .............................................................
4.1 Nietzsche und seine Philosophie aus Dölbins Perspektive ........
4.2 Döblins Rezeption des Hinduismus und Buddhismus ...............
4.3 Zur Herausbildung des Ich: Die Vermeidung
der absoluten Individualität u?ber das Dasein ..............................
4.3.1 Döblins allgemeine Definition des Ich ...........................................
4.3.2 Das plastische Ich als Gefu?hl des Individuums .............................
4.3.3 Das Ich als gesellschaftlicher Diskurs oder das Passions- oder
Gesellschafts-Ich zur Gestaltung des Intersubjektivitätswesens
4.3.4 Der meditationsähnliche Zustand des Ich oder das Private Ich
und dessen kontemplative Selbstverwirklichung ..........................
4.4. Zur reziproken Beziehung vom Ich, Ur-Ich und der Natur
als Kritik am hybriden Anthropozentrismus und blinden
Glauben an die u?berlieferte, institutionalisierte Metaphysik .....
4.4.1 Die Natur und ihre Seelen ................................................................
4.4.2 Das Ur-Ich als Kern des Daseins oder metaphysischer Ersatz?
4.4.3 Döblins komplexe Struktur des Daseins: Die intrinsische
Verbindung von der Natur, dem Ich und dem Ur-Ich .................
4.5 Die relative Wahrheit: Eine polyperspektivistische Anschauung
gegen die buddhistische kontemplative Wahrheitssuche? ..........
4.6 Döblins Sprachkritik: Zweifel an der Sprache als Medium
zur Erkenntnis der Wahrheit .............................................................
4.7 „Erleben“ als ein möglicher Zugang zur Wahrheit
oder als Döblins Hinweis auf die Problematik
der kontemplativen Selbstverwirklichung ......................................
4.8 Zusammenfassung ...............................................................................
5. Zu Döblins Problematik der (kontemplativen) Selbstverwirklichung
im indischen Epos Manas ..................................
5.1 Formale Analyse des Werkes .............................................................
5.1.1 Döblins Epos und dessen Funktionen: Eine Untersuchung
der Gattungsproblematik ..................................................................
5.1.2 Sprachliche Analyse: Das Problem der Sprache
als Erkenntnisapparat .........................................................................
5.1.3 Die Raumsemantik als Erzählstrategie oder die Erschließung
der Tiefenstruktur des literarischen Textes
durch den strukturalistischen Ansatz ..............................................
5.2 Manas’ Versuch der Selbstverwirklichung ......................................
5.2.1 Zur Funktion der Anfangsszene: Eine Dreiecksbeziehung
zwischen Natur, Gott und Mensch oder ein Hinweis
auf Pluralität .........................................................................................
5.2.2 Manas’ Wille zum Tod auf dem Totenfeld:
Ein Akt der nihilistischen Selbstverwirklichung? .......................
5.2.3 Manas’ Reinkarnation als Halbgott
oder eine dekonstruktivistische Perspektive ..................................
5.2.4 Manas’ Kampf und seine blasphemischen Äußerungen
gegen die Götter: Ein symbolhafter Kampf des Ich
gegen die Metaphysik? .......................................................................
5.3 Die Rollen der Natur und ihre Erscheinungen im Zusammenhang
mit der kontemplativen Selbstverwirklichung ....................
5.3.1 Die Naturerscheinung und ihre wandelnden Funktionen
in Manas ................................................................................................
5.3.2 Das Verhältnis der Figuren zur Natur – das Fantasieren
der reziproken Beziehung des Ganzen ............................................
5.4 Sawitri als Verbildlichung der Abhängigkeitsstruktur
des Daseins ............................................................................................
5.5 Manas’ kontemplative Selbstverwirklichung im Kampf
gegen Schiwa und ihre problematische Wirkung
auf das Ende des Epos .........................................................................
5.6 Döblins Literarisierung seiner naturphilosophischen
Ich-Theorie, seiner kritischen Vorstellungen u?ber die indischen
Religionen und Nietzsches Lehre vom Übermenschen ..............
6. Der Wandel der Selbstverwirklichungstheorie Döblins
nach 1927: Ein vergleichender Blick in Berlin Alexanderplatz
und in die Schrift Unser Dasein ............................................
7. Schluss und kein Schluss ...................................................................
Siglenverzeichnis ..................................................................................
Literaturverzeichnis ............................................................................
Dank .......................................................................................................