Beschreibung
Ein repräsentativer Blick auf das musiktheatralische Schaffen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Einzigartig vielfältig ist das Spektrum des Musiktheaters, das sprachliche, szenische und kompositorische Ebenen miteinander verbindet und etwas unerhört Neues schafft. Dem Zusammenwirken dieser unterschiedlichen Facetten entspricht der inter- bzw. transdisziplinäre Zugang des Autors dieses Bandes, des Sprachwissenschaftlers, ausgebildeten Sängers, Essayisten und Musikdramaturgen Oswald Panagl. Seine Essays, die über die Jahre entstanden sind, versammeln sich hier zu einem kenntnisreichen, unprätentiösen und funkelnden Kaleidoskop des modernen Musiktheaters, das seinen Ausgang bei den Komponisten Puccini, Busoni und Debussy nimmt. Der Bogen der beleuchteten Werke reicht bis etwa 1950, zu Opern von Komponisten wie Weill und Britten. Im Zentrum der Darstellung stehen Richard Strauss, Pfitzner, Puccini und Janácek; der nach stilistischen und kulturnationalen Kriterien gesteckte Rahmen sieht auch Bühnenstücke von Schönberg, Schreker, Bartók, Prokofjew und Enescu vor.
Autorenportrait
Oswald Panagl: Der gebürtige Wiener ist emeritierter Professor für Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Salzburg und Gastdozent an der Universität Mozarteum Salzburg. Außerhalb seiner linguistischen Fächer arbeitet er essayistisch sowie dramaturgisch für mehrere Opernhäuser. Jüngste Publikationen: Gem. mit Gernot Gruber: "Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Mythos, Metamorphose, Metaphysik" (Heidelberg 2016); gem. mit Arne Stollberg: "Julius Korngold - Atonale Götzendämmerung" (Würzburg 2019).
Inhalt
Zum Geleit
Clemens Hellsberg
Christoph Wagner-Trenkwitz
Vorwort
Moderne: Reflexionen zu einem ästhetischen Programm
Literaturoper: Terminologische und semantische Überlegungen eines Linguisten
Lebenstrauma – Traumwelt
Realitätsverlust und Sinnsuche in Opern von Claude Debussy,
Erich Wolfgang Korngold und Bohuslav Martinu
Giacomo Puccini, der Fortschrittliche
La Bohème – „Ein Spiel der Temperamente“
Episoden aus dem Künstlerleben
Die musikalische Struktur von Giacomo Puccinis Tosca:
Schritte einer Annäherung
Durch Liebe in den Tod – über den Tod zur Liebe
Gedanken zur Dramaturgie von Giacomo Puccinis Turandot
Turandot – Ein Spiel um Liebe und Tod
Puccinis La Rondine im Umfeld der Silbernen Wiener Operette
und im historisch-politischen Kontext des Ersten Weltkriegs
Ferruccio Busoni: Musiker – Denker – Lehrer
Ein Musiktheater der Bruchlinien und Alternativen
Gedanken zu "Doktor Faust" von Ferruccio Busoni
Richard Strauss: „Der griechische Germane“
Ein Feuerzauber ohne Abschied
Der Kabarettist als Librettist: Ernst von Wolzogen
Vom Geheimnis der Liebe und des Todes
Vier Variationen über das Thema "Salome"
Biblischer Orient – archaische Antike. Vom klanglichen
Idiom der "Salome" zur musikalischen Sprache von "Elektra"
Bilder der Antike in den Bühnenwerken von Richard Strauss
„Allein! Weh, ganz allein!“ – Hugo von Hofmannsthals
"Elektra"-Dichtung im Spannungsfeld von Antike und Moderne
„In der Verwandlung sich bewahren“ – Voraussetzungen
für ein unmögliches Projekt: Beobachtungen zur Entstehungs-
und Aufführungsgeschichte der Erstfassung von Ariadne auf Naxos
„Sie hält ihn für den Todesgott“ – Bacchus und das
Totenreich in Hofmannsthals "Ariadne auf Naxos"
Arinetta – Zerbiadne. Zwei Figuren in einem Frauenbild
„Bewundert viel und viel gescholten, Helena“ – "Die Ägyptische Helena" –
unterschätztes Meisterwerk oder missratenes Sorgenkind
„Die Oper könnte fast heißen: Jupiters letzte Liebe!“ –
Stationen der künstlerischen Annäherung im Spiegel eines Briefwechsels
Beziehungsmuster und Sprachspiele im Gesamtkunstwerk Der Rosenkavalier
„Ist eine wienerische Maskerad’ und weiter nichts?“ – Sprachfärbung und
lokales Milieu in den Wiener Musikdramen von Strauss/Hofmannsthal
Intermezzo oder Die Liebe zur Autobiographie
„Das ist ein Fall von anderer Art“ –
Drei Annäherungen an die lyrische Komödie "Arabella"
„Der Bühne ein Vater, den Künstlern ein Schutzgeist“
La Roche und die Welt als Wille zur Vorstellung
Hans Pfitzner: Der spätromantische Grübler
„Allein in dunkler Tiefe ...“ – Ein Unzeitgemäßer an der Epochenschwelle
Traumsequenzen im Bühnenwerk Hans Pfitzners
Die deutsche Seele ein dunkles Reich?
Zu Person und Schaffen Hans Pfitzners in der Zwischenkriegszeit
Tradition und Avantgarde
Musikalische Tragödien aus der italienischen Renaissance
„Die Schönheit sei Beute des Starken!“ – Franz Schrekers
Die Gezeichneten im geistesgeschichtlichen Kontext
Im Zeichen des Dionysos. Stationen einer Mythenrezeption
Die Verteidigung des Kunstwerks: "Cardillac" von Paul Hindemith
Aus der Zeit gefallen. Zur Wiederentdeckung einer schier
vergessenen Oper. Erich Wolfgang Korngolds "Das Wunder der Heliane"
„Eine Vision von außergewöhnlicher Intensität dramatischer Kontraste“
Zur Oper "Orpheus und Eurydike" von Ernst Krenek
Politische Satire, Totentanz und Welttheater
Notate zu Viktor Ullmanns "Der Kaiser von Atlantis"
Leoš Janácek: Ein ‚erratischer Block‘ aus Mähren
Menschliches, Allzumenschliches –
Frauen in Leoš Janáceks Schaffen und Biographie
„Das sind meine Fensterchen in die Seele …“ –
Sprache und Melos im musikdramatischen Schaffen von Leoš Janácek
„Jedes Paar muß die Zeit seiner Leiden ertragen“
Leoš Janáceks Jenufa im Kontext der frühen musikalischen Moderne
Die Weise von Liebe und Tod der Kátja Kabanová
Vom grausam-schönen Kreislauf der Natur in Leoš Janáceks
Oper "Das schlaue Füchslein"
„Und man spürt, dass die Seele in einem starb …“ –
Gedanken zu Leoš Janáceks Vec Makropulos
„In jeder Kreatur ein Funken Gottes“ –
Leid und Mitleid in Janáceks letztem Bühnenwerk
Modernes Musiktheater aus ‚Ost-Europa‘
Russische Weisen von Liebe und Tod. Zu Nikolai Rimski-Korsakows
"Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch"
In Roulettenburg und anderswo
Notizen zu Sergej Prokofjews Oper "Der Spieler" ("Igrok")
Künstlerische Gerechtigkeit für eine ungewöhnliche Frau. Zur Dramaturgie
und Ästhetik von Dmitri Schostakowitsch "Lady Macbeth von Mzensk"
Dramaturgische Notizen zu Igor Strawinskys Oper "The Rake’s Progress"
Ein Meisterwerk ist zu entdecken: Karol Szymanowskis "Król Roger"
Von der Hermetik der menschlichen Seele
"Herzog Blaubarts Burg" von Béla Bartók
„O Licht, zum letzten Mal will ich dich schauen jetzt ...“ –
Ödipus auf der musikalischen Bühne
An den Rändern der menschlichen Existenz
Zu George Enescus Oper "Oedipe"
Claude Debussy: Literarischer Symbolismus
in impressionistischer Tonsprache
Ein "Drame-lyrique" als Prototyp der Literaturoper. Claude Debussys
"Pelléas et Mélisande" zwischen Fin de Siècle und Avantgarde
Vom Schauspieltext zum vertonten Opernlibretto
Welche Stellen des Dramas von Maurice Maeterlinck
Claude Debussy nicht vertont hat: Befunde und Einsichten
Kurt Weill und Benjamin Britten:
Das Lied der Straße und die Farben des Meeres
„Können uns und euch und niemand helfen!“
Mahagonny – Imaginärer Ort und zeitkritische Chiffre
Die Straße als realer Ort und musikdramaturgische Chiffre
Notizen zu Kurt Weills "Street Scene"
Seebilder als Abbilder der menschlichen Seele
Natur und Gesellschaft in "Peter Grimes"
„Lost on the infinite sea ...“ – Leitthemen, Charaktere
und Konstellationen in Benjamin Brittens "Billy Budd"
Musikästhetische Fallstudien
Biblisches Geschehen mit Gegenwartsbezug
"Saul und David" von Carl Nielsen
Schönbergiana. Miniaturen zur Musik des Balletts "Verklärte Nacht"
Zwei Eckpfeiler der musikalischen Moderne
"Pierrot lunaire – Moses und Aron"
Ein Plädoyer für die Erniedrigten und Beleidigten
Anmerkungen zu Büchner-Berg "Wozzeck"
Stationen eines Geschlechterkampfes – Alban Bergs "Lulu"
Vollendet und der Opernbühne erschlossen
Zu "Der König Kandaules" von Alexander Zemlinsky
Zwischen den musikdramatischen Genres:
Eduard Künnekes "Die große Sünderin"
Aus der Neuen Welt
Pluralismus als ästhetische Norm
Gedanken zur amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts
Ersterscheinungsangaben
Namensregister
Der Autor