Beschreibung
Autobiografie, Geleitwort von Karl Wilhelm Fricke, Publizist, DDR-Experte.
Millionen DDR-Bürger wurden über Nacht eingesperrt – das letzte Schlupfloch für eine Flucht in den Westen und in die Freiheit war verschlossen. Welche dramatischen Folgen der Mauerbau für die damals 27-jährige Mutter Sigrid Paul und ihren im Januar 1961 geborenen Sohn Torsten hatte, zeigt dieser erschütternde Bericht. Ein Stück deutsch-deutscher Geschichte zwischen Kriegsende und Gegenwart.
Kindheit in Nazi-Deutschland. Nach dem Krieg erste Erfahrungen mit den neuen Machthabern in der SBZ: Deportation des Vaters in ein sowjetisches Lager, aus dem er nicht zurückkehrt; Enteignung der Familie: deren Tonwarenfabrik in Dommitzsch wird verstaatlicht; langjähriger zermürbender und vergeblicher Kampf um ihre wirtschaftliche Existenz. – Mit dem Schicksal ihres Sohnes vor und nach dem Mauerbau in Berlin schlägt Sigrid Paul ein besonders finsteres Kapitel ihres Lebens in der DDR auf. Torsten kommt nach ärztlichem Fehlerverhalten schwer geschädigt zur Welt. Die Mediziner sind so hilflos, dass die Eltern ihn im Westteil der Stadt behandeln lassen. Als Ost-Berlin plötzlich abgeriegelt ist, sorgen dort Ärzte dafür, dass er als Herzpatient getarnt in die West-Berliner Klinik zurückgebracht wird. Da sie ihn nicht mehr besuchen dürfen, entschließen sich die Eltern zur Flucht. Obwohl ihr gescheitertes Vorhaben unentdeckt bleibt, werden sie doch noch inhaftiert.
Helge Heidemeyer, Deutschland Archiv:
„Diese Schlaglichter aus einem Leben in der DDR führen über das Einzelschicksal hinaus. Sie illustrieren Karl Wilhelm Frickes Aussage in seinem einfühlsamen Vorwort — einem Plädoyer, sich weiterhin mit der
Unterdrückungsgeschichte der DDR zu beschäftigen: am Umgang mit seinen Bürgern offenbart sich der Charakter eines politischen Systems. Das zu verdeutlichen, macht den allgemeinpolitischen Wert dieser Autobiografie aus. … So dokumentiert der kleine Band nicht nur den Charakter des SED-Regimes, sondern auch den aus der Geradlinigkeit gespeisten Widerstand einfacher Bürger dagegen.“
Friedrich Rudolph, der Stacheldraht:
„. Dem Verlag zba.BUCH ist es zu danken, dass aus dem Manuskript ein spannendes gut zu lesendes Buch entstanden ist. Ohne der Sprache der Autorin Gewalt anzutun, wurde dramaturgisch geschickt die biographische Abfolge durchbrochen. Was Sigrid Paul am wichtigsten ist, begegnet dem Leser zuerst: Wie kann sie ihr Kind retten? Diese Frage trägt durch die gesamte Geschichte bis in die Gegenwart. Lektüre und Verlag — sehr empfehlenswert!