Beschreibung
Am 7. September 2023 wäre Michel Würthle achtzig Jahre alt geworden. Künstler war Würthle ja immer, ob als Wirt der legendären, stets prominent besuchten Paris Bar in der Berliner Kantstraße, oder als Maler, Zeichner und Collage-Künstler. Mit seinen visuellen Tagebüchern Paris Bar Confidential gestattete er Einblicke in seine ganz persönliche Pandemiephase der geschlossenen Gastronomie und unfreiwilligen Isolation. Die bildkünstlerischen Bände - mittlerweile vergriffen - finden nun ihre bewegende Fortsetzung. Darin malt, zeichnet, klebt und schreibt Würthle: über seine letzten Lebensmonate, in denen er mit einer tödlichen Krankheit rang, sie besiegte und dann doch wieder einen Rückfall erlitt. Wir sehen Selfies aus dem Krankenbett, Einträge über seine Krankenhausaufenthalte, häufig kommentiert mit seinem so typischen spitzfindigen Humor, der niemals zynisch und oft versöhnlich ist. Daneben stehen aber auch Postkarten, alte und junge Reiseerinnerungen, Reminiszenzen an vergnügliche Abende in der Paris Bar mit Yoko Ono, Daniel Richter, Julian Schnabel, Florian Illies und vielen anderen. In diesem Wendebuch, das sich von vorn und hinten blättern lässt, legt ein begnadeter Künstler und Lebemann, sensibler Beobachter und Tausendsassa, Zeugnis von seinem Lebensabend, vielmehr aber von seinem bewegten Leben ab.
Autorenportrait
Michel Würthle, geboren 1943 in Hallstatt, lebte in Berlin und Griechenland. 1957 bis 1963 studierte er Kunst in Köln und Wien. Nach Stationen in Rom, Neapel, Abidjan und Paris landete er am 3. Mai 1970 am Flughafen Tempelhof in West-Berlin. 1972 eröffnete er mit seinen Freunden Ingrid und Oswald Wiener das legendäre Gasthaus 'Exil'. 1979 erwarb Michel Würthle die Paris Bar zusammen mit seinem Jugendfreund Reinald Nohal als Partner. Ab 1991 begann er wieder zu zeichnen, zu malen und zu schreiben. 2021 erschien bei Steidl sein umfangreiches künstlerisches Tagebuch Paris Bar Confindential in sechs Bänden. Würthle starb am 15. März 2023.