Beschreibung
Der grüne Heinrich von Gottfried Keller ist ein teilweise autobiografischer Roman, der neben Goethes Wilhelm Meister und Stifters Nachsommer als einer der bedeutendsten Bildungsromane der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts gilt. 1993 ist er in der Schweiz verfilmt worden. Keller schreibt über sein eigenes Buch: 'Mein Held ist ein talent- und lebensvoller junger Mensch, welcher, alles Gute und Schöne schwärmend, in die Welt hinauszieht, um sich sein künftiges Lebensglück zu begründen. Er sieht alles mit offenen klaren Augen an und gerät als ein liebenswürdiger lebensfroher Geselle unter allerlei Leute, schließt Freundschaften, welche einem Charakterbilde zur Ergänzung dienen, und berechtigt zu großen Hoffnungen. Als aber die Zeit naht, wo er sich in ein festes geregeltes Handeln, in praktische Tätigkeit und Selbstbeherrschung finden soll, da fehlt ihm dieses alles. Es bleibt bei den schönen Worten, einem abenteuerlichen Vegetieren, bei einem passiven ungeschickten Umhertreiben. Er bringt dadurch sich und seine Angehörigen in äußerstes Elend, während minder begabte, aber aufmerksame Naturen aus seiner Umgebung, welche unter ihm standen, reüssieren und ihm über den Kopf wachsen. Er gerät in die abenteuerlichste, traurigste Lage, abgeschnitten von aller Welt.' [Keller an Vieweg, 1850]
Autorenportrait
Gottfried Keller (1819-1890) war ein Schweizer Dichter, verbrachte zwei Studienjahre in München, von wo er 1842 mittellos in seine Vaterstadt zurückkehrte. Unter dem Eindruck der politischen Lyrik des Vormärz entdeckte er sein dichterisches Talent. Zur gleichen Zeit beteiligte er sich an der militanten Bewegung, die 1848 zur staatlichen Neuordnung der Schweiz führte. Als die Zürcher Regierung ihm ein Reisestipendium gewährte, ging er sich nach Heidelberg, wo er an der Universität Geschichte und Staatswissenschaften studierte, und von dort weiter nach Berlin. Nach sieben Jahren in Deutschland kehrte er 1855 nach Zürich zurück, zwar als anerkannter Schriftsteller, doch immer noch mittellos. Letzteres änderte sich 1861 mit seiner Berufung zum Ersten Staatsschreiber des Kantons Zürich. Gottfried Kellers politisches Amt nahm ihn zehn Jahre lang voll in Anspruch. 1876 legte er sein Amt nieder, um wieder als freier Schriftsteller tätig zu sein. Es entstanden eine Reihe bedeutender Erzählwerke (die Züricher Novellen, die endgültige Fassung des Grünen Heinrich, der Novellenzyklus Das Sinngedicht sowie der sozialkritische Roman »Martin Salander«). Mit seinen Novellen »Romeo und Julia auf dem Dorfe« und »Kleider machen Leute« hatte er Meisterwerke der deutschsprachigen Erzählkunst geschaffen. Schon zu seinen Lebzeiten galt er als einer der bedeutendsten Vertreter der Epoche des bürgerlichen Realismus. Gottfried Keller beschloß sein Leben als erfolgreicher Schriftsteller.