Beschreibung
Das Luisenkloster und das Tempelherrenhaus entstanden ab 1778 und während der Regierungszeit des (Groß-)Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach im Park an der Ilm, dessen Erscheinungsbild sie bis heute entscheidend prägen. Die beiden Gebäude entstanden innerhalb der Entwicklung des sogenannten englischen Landschaftsgartens in enger kultureller Relation mit Vorbildern aus Frankreich. Ihre Formensprache und Nutzungsidentität beeinflussten die Produktionsästhetik der zeitgenössischen Formensprache sowie individuelle Transferleistungen, die maßgeblich die kulturellen Netzwerke Carl Augusts, vor allem mit Wörlitz, Gotha, Coburg, Hessen-Darmstadt und Preußen, bedingten. Natalie Gutgesell untersucht in ihrer Studie formale Parameter und funktionale Prozesse der Bau- und Nutzungsgeschichte der Parkarchitekturen. Das Luisenkloster und das Tempelherrenhaus verorten sich in ihrer Materialität, Semantik, Intermedialität und Theatralität in den Kontexten der Eremitage und der neogotischen Bauwerke. In diesen Architekturen verflechten sich im Weimarer Landschaftsgarten polyvalente kunsttheoretische, philosophische, rezeptionsästhetische sowie performative Phänomene miteinander. Das Ensemble der Weimarer Neogotik agierte als multidimensionaler Impulsgeber innerhalb einer europäischen Netzwerkkultur.
Autorenportrait
Dr. Natalie Gutgesell, geb. 1972 in Coburg, 1991-1997 Studium der Anglistik und Romanistik in Bamberg, 2005-2010 Studium der Kunstgeschichte, Theater- und Medienwissenschaft in Erlangen-Nürnberg, 2014 dort Promotion in Kunstgeschichte mit einer Arbeit zu »Joseph Victor von Scheffel als bildender Künstler«. Internationale Projekte und Publikationen zur Kunst- und Kulturgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, Nachlassforschung vergessener Künstlerinnen mit Schwerpunkt Osteuropa.