Beschreibung
Die Autorin stellt hier erstmalig die wichtigsten epigraphischen Daten sämtlicher Schriftdokumente des Reitia-Heiligtums von Este zusammen. Einführend gibt sie einen Überblick über die Typen der Weihegaben mit Inschriften, die Widmungsformeln, die Art alphabetischer Übungen und die Namenkunde. Über die sprachwissenschaftlichen Aspekte hinaus werden die Inschriften auch im Hinblick auf die im Heiligtum praktizierten Kulte und in ihrem gesellschaftlichen Kontext gewürdigt. In den Weiheinschriften finden sich männliche und weibliche Namen, von denen ein bedeutender Teil eine keltische Basis hat, was die in Este archäologisch gut belegten Migrationsvorgänge widerspiegelt, die zur Integration von Personen keltischer Herkunft in das lokale Gesellschaftsgefüge geführt haben. Eine ganz besondere Stellung nehmen die bronzenen Alphabetbleche ein, für die es weder in Etrurien noch in anderen Gebieten des antiken Italiens Vergleichbares gibt. Sie überliefern als bronzene Reproduktionen die Alphabettafeln, die im Unterricht für das korrekte Schreiben und Lesen verwendet wurden. Die Weihung von Schreibgeräten mit der präzisen Nachbildung der Übungen zum Schreibenlernen und den Buchstaben als Verzierungen auf den Votivstili bezeugen einen Kult, der mit der Lehre und dem Erlernen des Schreibens verbunden war.